Überdurchschnittliche Renditen zum richtigen Preis zu generieren reicht nicht mehr. Viele Anleger sehen ihre Vermögensverwalter heute als verantwortliche Manager ihres Kapitals, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Erwägungen (ESG) in den Anlageprozess integrieren. Einfach ausgedrückt ist ESG keine Anlagenische mehr, sondern vielmehr eine Grundvoraussetzung. Wer dies als Investmentmanager ignoriert, tut es auf eigene Gefahr.
Die Vorteile des verantwortlichen Investierens gehen weit über einen moralischen Heiligenschein hinaus. Mercers Analysen der letzten 10 Jahre zeigen, dass ESG-Prinzipien dabei helfen können, Risiko und Ertrag aus einer anderen, umfassenderen Perspektive zu sehen und Renditen langfristig zukunftstauglich zu machen.
Andere institutionelle Anleger wie z.B. Pensionskassen konzentrieren sich eher auf Stewardship – oder das Ausmaß, in dem die Investmentmanager sich bei den Unternehmen, in die sie anlegen, engagieren, um positive Veränderungen zu fördern – und/oder die Einbeziehung wesentlicher ESG-Erwägungen bei Entscheidungsfindung und Anlageanalysen.
Der vierte Ansatz ist vielleicht der direkteste und basiert nicht auf moralischen oder sonstigen Dimensionen. Er konzentriert sich auf das Anlegen in nachhaltigkeitsbezogene Themen wie kohlenstoffarme Energie, Gesundheit oder Wasser, die über ein langfristiges Potenzial verfügen, attraktive Renditen zu generieren.
Es gibt immer mehr interessante Anlagestrategien in diesem Bereich und sie begrenzen sich nicht mehr nur auf kotierte Aktien, sondern umfassen auch Infrastruktur, Private Equity und Festverzinsliche. Insbesondere saubere und erneuerbare Energie zieht derzeit viel Aufmerksamkeit auf sich, da institutionelle Anleger zunehmend kohlenstoffarme Portfolios anstreben.
Die Vorteile des verantwortlichen Investierens gehen weit über einen moralischen Heiligenschein hinaus.
Bei Anlagefirmen, die bei der Einbeziehung von ESG-Kriterien führend sind, kann generell folgendes Verhalten festgestellt werden: Schaffung von speziellen ESG-Ressourcen und -Know-how; Anstrengungen, ESG-Kriterien in Bewertungsmodelle zu integrieren; Entwicklung umsichtiger Prozesse für Stimmrechtsausübung und Einsatz sowie starkes unternehmensweites Engagement).
Traditionell sind viele der Strategien mit den besten Ratings (ESG1) thematisch, d.h. sie haben einen spezifischen oder expliziten ESG-Fokus. Zunehmend machen wir aber auch die Erfahrung, dass traditionellere Verwalter ESG-Überlegungen überzeugt in ihre Standard-Strategien miteinbeziehen. In den letzten vier oder fünf Jahren haben wir deutliche Fortschritte bei der ESG-Einbeziehung beobachtet, was steigendes Engagement in der Branche widerspiegelt. Das zeigt sich auch bei den ESG-Ratings von Mercer, bei denen sich die Verteilung deutlich weg von ESG4 und hin zu ESG3- und ESG2-Ratings entwickelt. Dennoch liegt noch ein langer Weg vor uns – insbesondere bei Festverzinslichen.
Warum sollten sich Anleger also dafür interessieren? Die politischen Maßnahmen, die nötig sind, um den Klimawandel anzugehen – und die sich vor den physischen Folgen bemerkbar machen – werden zweifellos wesentliche wirtschaftliche Auswirkungen mit sich bringen und sich somit auf die Portfolios der Anleger auswirken.
Im Rahmen des Übereinkommens von Paris verpflichteten sich 196 Länder, die globale Erwärmung bis 2100 auf 2 Grad zu begrenzen. Dieser Grenzwert gilt als Wendepunkt, ab dem der Klimawandel ernste Folgen für unseren Planeten haben wird. Gemäß Prognosen wird die Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum von 7 Milliar-den auf 10 oder sogar 12 Milliarden anwachsen – und mehr Menschen heißt auch höhere Energie- und materielle Bedürfnisse. Ein Stopp oder auch nur die Reduzierung von CO2-Emissionen stellt vor diesem Hintergrund somit eindeutig eine große Herausforderung dar. Zur Erreichung des 2-Grad-Ziels werden viele neue Maßnahmen und Regulierungen sowie neue und verbesserte (d.h. kohlenstoffärmere) Stromerzeugungsmöglichkeiten benötigt. Mercers Analysen zeigen, dass Szenarien mit zwei, drei oder vier Grad die Anlegerenditen beeinflussen werden – und, dass es für Anleger besonders wichtig ist, die Auswirkungen auf die Anlagekategorien und Sektoren zu verstehen.
So dürfte sich beispielsweise ein 2-Grad-Szenario negativ auf Aktien der Industrieländer im Allgemeinen – und der Energie- und Versorgersektoren im Besonderen – auswirken, was auf die dann starken Einschränkungen für Branchen mit hohen CO2-Emissionen zurückzuführen ist. Aktien von Schwellenländern dürften dagegen von Kapitalspritzen profitieren, die ihnen beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft helfen sollen. Für Sachwerte wie Infrastruktur und Immobilien werden Anreize benötigt, um neue Anlagen von Anfang an „grün“ und bestehende kohlenstoffärmer zu machen.
Es gibt jedoch nicht nur Risiken. Durch das Bewältigen der durch den Klimawandel entstehenden Herausforderungen bieten sich auch Gelegenheiten, Geld zu machen. Daher nimmt das Interesse an thematischen Strategien im Nachhaltigkeitsbereich zu, aber auch in traditionellen Branchen wie der Auto- und Energieindustrie verschiebt sich allmählich der Schwerpunkt.
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