Asset-Allocation: Vorsicht lautet das Gebot der Stunde
Es gibt einige Gründe, warum Anleger optimistisch in das Jahr 2020 blicken können. Die Weltwirtschaft stabilisiert sich, weil die Handelsgespräche zwischen den USA und China Fortschritte machen und sich die dunklen Wolken über der Politik in Grossbritannien allmählich verziehen.
Es gibt jedoch weiterhin Risiken. Sowohl die Handelsstreitigkeiten als auch der Brexit sind alles andere als endgültig geklärt, das Wirtschaftswachstum muss überzeugender zulegen und der Jahreswechsel geht häufig mit höherer Marktvolatilität und schwierigeren Liquiditätsbedingungen einher. Wir bleiben daher in Aktien neutral gewichtet, in Liquidität übergewichtet und in Anleihen untergewichtet.
Aus Perspektive der einzelnen Anlageklassen haben wir eine Vorliebe für Schwellenländer – das gilt sowohl für Aktien als auch für Anleihen. Diese Einschätzung wird durch unser Konjunkturzyklusmodell bestätigt, wonach das Wachstum in den Schwellenländern weiterhin grösser sein wird als in den Industrieländern. Unsere Frühindikatoren steigen für die Schwellenländer schneller und die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe ist höher. China ist vielleicht nicht mehr der Wachstumsmotor schlechthin der Schwellenländer, aber die Regierung des Landes hat dafür gesorgt, dass es auch keine allzu grosse Belastung ist: Zwei Jahre Konjunkturbelebungsmassnahmen zeigen nun in der Realwirtschaft Wirkung und haben zu einer Stabilisierung der Konjunkturbedingungen geführt.
In Deutschland gibt es erste Anzeichen einer Verbesserung infolge eines Anstiegs der Exportaufträge, während wir es in den USA mit gegensätzlichen Tendenzen zu tun haben – die Verbraucher sind optimistisch und die Unternehmen vorsichtig, weil sie sich Sorgen über die handelspolitische Lage und die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen machen.
Selbst die üppige Liquidität – bereitgestellt von der US-Notenbank und dem privaten Sektor – hat nicht gereicht, um die US-Unternehmen dazu zu bewegen, wieder mehr zu investieren. Wir gehen nicht davon aus, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändert.
Es spricht einiges dagegen, Aktien überzugewichten. Das bestätigt auch unser Bewertungsmodell, wonach globale Aktien sich leicht verteuern. Das KGV des MSCI All World Index stieg in 2019 von 14 zu Jahresbeginn auf 16 am Ende. Aktien erscheinen jedoch weiterhin attraktiver als Anleihen (siehe Abb. 2), die relativ wie absolut extrem teuer sind.
Bei den Aktien ist das Vereinigte Königreich mit Abstand die günstigste Region – der Bewertungsabstand dürfte sich nach dem haushohen Wahlsieg der Konservativen bald verkleinern.
Die Markttechnik deutet darauf hin, dass britische Finanzanlagen durch die geringe Anlegerpositionierung weiter Auftrieb erhalten dürften. Global jedoch täten Anleger unseren Indikatoren zufolge gut daran, eine vorsichtigere Haltung einzunehmen. Die Volatilität ist ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau gestiegen, und aufgrund der steilen Struktur der Kurve ist es schwer, günstige Absicherungen gegen Marktschwankungen zu finden.