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MONATLICHE EINSCHÄTZUNGEN ZUR ASSET-ALLOCATION

Januar 2020
Marketingdokument

Barometer: Nicht in Euphorie verfallen

Die Weltwirtschaft scheint zu Jahresbeginn auf einem stabileren Fundament zu stehen. Anleger sollten sich jedoch vor Selbstgefälligkeit in Acht nehmen.

01

Asset-Allocation: Vorsicht lautet das Gebot der Stunde

Es gibt einige Gründe, warum Anleger optimistisch in das Jahr 2020 blicken können. Die Weltwirtschaft stabilisiert sich, weil die Handelsgespräche zwischen den USA und China Fortschritte machen und sich die dunklen Wolken über der Politik in Grossbritannien allmählich verziehen.

Es gibt jedoch weiterhin Risiken. Sowohl die Handelsstreitigkeiten als auch der Brexit sind alles andere als endgültig geklärt, das Wirtschaftswachstum muss überzeugender zulegen und der Jahreswechsel geht häufig mit höherer Marktvolatilität und schwierigeren Liquiditätsbedingungen einher. Wir bleiben daher in Aktien neutral gewichtet, in Liquidität übergewichtet und in Anleihen untergewichtet.

Abb. 1 Monatsübersicht: Asset-Allocation
Januar 2020
Pictet Asset-Allocation Übersicht
Quelle: Pictet Asset Management

Aus Perspektive der einzelnen Anlageklassen haben wir eine Vorliebe für Schwellenländer – das gilt sowohl für Aktien als auch für Anleihen. Diese Einschätzung wird durch unser Konjunkturzyklusmodell bestätigt, wonach das Wachstum in den Schwellenländern weiterhin grösser sein wird als in den Industrieländern. Unsere Frühindikatoren steigen für die Schwellenländer schneller und die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe ist höher. China ist vielleicht nicht mehr der Wachstumsmotor schlechthin der Schwellenländer, aber die Regierung des Landes hat dafür gesorgt, dass es auch keine allzu grosse Belastung ist: Zwei Jahre Konjunkturbelebungsmassnahmen zeigen nun in der Realwirtschaft Wirkung und haben zu einer Stabilisierung der Konjunkturbedingungen geführt.

In Deutschland gibt es erste Anzeichen einer Verbesserung infolge eines Anstiegs der Exportaufträge, während wir es in den USA mit gegensätzlichen Tendenzen zu tun haben – die Verbraucher sind optimistisch und die Unternehmen vorsichtig, weil sie sich Sorgen über die handelspolitische Lage und die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen machen. 

Selbst die üppige Liquidität – bereitgestellt von der US-Notenbank und dem privaten Sektor – hat nicht gereicht, um die US-Unternehmen dazu zu bewegen, wieder mehr zu investieren. Wir gehen nicht davon aus, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändert.

Es spricht einiges dagegen, Aktien überzugewichten. Das bestätigt auch unser Bewertungsmodell, wonach globale Aktien sich leicht verteuern. Das KGV des MSCI All World  Index stieg in 2019 von 14 zu Jahresbeginn auf 16 am Ende. Aktien erscheinen jedoch weiterhin attraktiver als Anleihen (siehe Abb. 2), die relativ wie absolut extrem teuer sind.

Bei den Aktien ist das Vereinigte Königreich mit Abstand die günstigste Region – der Bewertungsabstand dürfte sich nach dem haushohen Wahlsieg der Konservativen bald verkleinern.

Abb. 2 Aktien ungewöhnlich günstig im Vergleich zu  Anleihen
Erträge globaler Aktien im Vergleich zu Renditen globaler Anleihen, in Prozentpunkten
Rendite: Aktien vs. Anleihen
Quelle: MSCI, JP Morgan. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 01.09.1998 bis 31.12.2019.
Die Markttechnik deutet darauf hin, dass britische Finanzanlagen durch die geringe Anlegerpositionierung weiter Auftrieb erhalten dürften.  Global jedoch täten Anleger unseren Indikatoren zufolge gut daran, eine vorsichtigere Haltung einzunehmen. Die Volatilität ist ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau gestiegen, und aufgrund der steilen Struktur der Kurve ist es schwer, günstige Absicherungen gegen Marktschwankungen zu finden.
02

Aktiensektoren und -regionen: Das Vereinigte Königreich überzeugt

Die politischen Spannungen scheinen nachzulassen. Die USA und China haben sich auf ein Teil-Handelsabkommen verständigt und der überragende Wahlsieg des britischen Premierministers Boris Johnson geben Anlass zu Hoffnung auf ein Ende des Brexit-Dramas. Die erstgenannte Entwicklung ist besonders positiv für Schwellenländeraktien, die zweite für britische Aktien. Aus diesem Grund ist unsere Allokation in Aktien der Schwellenländer weiterhin grösser als beim Index und wir gehen bei britischen Aktien zu einer Übergewichtung über.

Das Vereinigte Königreich führte die Rally an den globalen Aktienmärkten zum Jahresende an, weil sich Optimismus breit machte, dass die fünfgrösste Volkswirtschaft der Welt dem Beispiel von Ländern wie Japan, Korea und Indien folgen und weitere Fiskalimpulse zur Belebung der Konjunktur geben würde.

Nach unserer Einschätzung dürfte die Outperformance des britischen Markts andauern. Internationale Anleger sind in britischen Aktien unterinvestiert und wir gehen davon aus, dass sie ihre Allokation in den kommenden Monaten mit dem Nachlassen der politischen Spannungen erhöhen werden. Gleichzeitig glauben wir, dass britische Unternehmen Übernahmeziele für ausländische Firmen sein könnten. 

Abb. 3 Längst fällig: Britische Aktien sollten zu globalen Pendants aufschliessen
Performance des globalen Aktienmarkts im Vergleich zum Vereinigten Königreich, Gesamtrendite in Lokalwährung und handelsgewichteter Sterling-Index
Abbildung britische Aktien und Pfund Sterling
Quelle: Refinitiv. Daten sind dem MSCI UK und MSCI World entnommen und beziehen sich auf den Zeitraum 01.01.1991 bis 31.12.2019.

Unserer Scorecard zufolge gehören britische Unternehmen global zu den am attraktivsten bewerteten, mit einem KGV von 14. Ihr Dividendenertrag von 5% ist doppelt so hoch wie der des MSCI All Country World Index.

Aufgrund der Branchenzusammensetzung britischer Indizes können sich Anleger stärker in Sektoren engagieren, denen wir global den Vorzug geben: Zyklische Substanzwerte wie Banken und hochwertige defensive Werte wie Pharma. 

Lässt man das Vereinigte Königreich aussen vor, sind im Aktienuniversum nach unserer Ansicht nur noch Schwellenländeraktien attraktiv. Die Wachstumsaussichten der Schwellenländer sind weiterhin besser als in den Industrieländern. Der Inflationsdruck in der Region ist gedämpft – in vielen Fällen liegt die Inflation unter ihrem 20-Jahres-Durchschnitt. Hinzu kommt, dass Unternehmen der Schwellenländer weiter vom schwachen US-Dollar sowie den erwarteten fiskal- und geldpolitischen Impulsen aus China in den kommenden Monaten profitieren dürften.

03

Anleihen und Währungen: Schwellenländer werden immer attraktiver

Ein Grossteil des Anleihenuniversums erscheint vielleicht erschreckend teuer, aber es gibt Wertpotenzial – bei Schwellenländeranleihen. Während wir bei Anleihen insgesamt untergewichtet sind, bleiben wir gegenüber Schwellenländeranleihen positiv eingestellt.

Eine Reihe von Faktoren unterstützen unsere Sicht. Zunächst einmal gehen wir davon aus, dass der Preisdruck bei den Verbraucherpreisen in den Volkswirtschaften der Schwellenländer weiter abnimmt. Der Inflationsabstand zwischen Schwellen- und Industrieländern verkleinert sich seit vielen Jahren – und gibt den Zentralbanken der Schwellenländer die Möglichkeit, die Leitzinsen im kommenden Jahr weiter zu senken.

Die Regierungen der Schwellenländer neigen zu fiskalpolitischer Vorsicht, was die Wahrscheinlichkeit inflationärer Ausschläge verringert. Zweitens liegen die realen Anleiherenditen der Schwellenländer rund 300 Basispunkte über denen der Industrieländeranleihen – der langfristige Durchschnitt bewegt sich bei 150–200 Basispunkten –, was Raum für weitere Anstiege lässt. Drittens erscheinen die Schwellenländerwährungen im Vergleich zum US-Dollar günstiger. Wir gehen davon aus, dass die US-Währung im nächsten Jahr an Boden verliert, was vor allem Schwellenländeranleihen in Lokalwährung zugute kommen dürfte.

Abb. 4 Geist der Inflation wieder in der Flasche
Jährliche Inflation in Schwellenländern, Konsensprognosen 2020 gegenüber Zentralbank-Inflationsziel,  %
chart4.png
Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Refinitiv, Bloomberg – alle Daten vom 30.11.2019

Wir sind vor allem von mexikanischen und russischen Anleihen überzeugt. In beiden Ländern beschleunigt sich das Wachstum, der Primärsaldo bei den öffentlichen Ausgaben ist positiv, das Verhältnis von Verschuldung zu BIP ist so niedrig wie sonst kaum irgendwo auf der Welt, die Inflation ist weit unter 4% gesunken und die Leitzinsen liegen bei rund 7%. In China nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Senkung der Leitzinsen zu, da einige Daten zu wünschen übrig lassen – mit einer Lockerung ist noch vor den Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest zu rechnen.

Wir blicken weiterhin mit wachsamem Auge auf die Kreditmärkte. Die Spreads bei diesen Anleihen sind hauchdünn, das heisst, die Anleger haben nicht viel Puffer, um negative Überraschungen abzufedern. Wenn beispielsweise der Handelskrieg wieder auflodert, könnte die Ausfallquote steigen. Auf der anderen Seite könnte wirtschaftliche Stärke angesichts von Kapazitätsbeschränkungen Inflationsdruck auslösen, was sich ebenfalls negativ auf Anleihen auswirken würde.

An den Devisenmärkten bevorzugen wir weiterhin das Pfund Sterling. Die britische Währung hat seit den Tiefständen im Sommer Boden wettgemacht, ist aber im Verhältnis zu den wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes weiter günstig. Anleger sind auch in der Währung weiter unterinvestiert. All das bedeutet, dass jeglicher Fortschritt bei den Handelsverhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen eine rasante Rally auslösen könnte.


04

Globale Märkte insgesamt: Aktienmarkt ist eine Goldgrube

2019 war ein hervorragendes Jahr für Aktien – globale Aktien verzeichneten im Dezember weitere Gewinne, sodass ihre jährliche Performance auf knapp 27% gestiegen ist – das beste Ergebnis seit zehn Jahren (siehe Abb. 5). 

Die Anlegerstimmung wurde im Dezember beflügelt, weil sich die Konservative Partei in Grossbritannien eine starke Mehrheit sicherte und die Brexit-Unsicherheit dadurch etwas nachliess. Ebenfalls zuträglich waren Fortschritte in den handelspolitischen Verhandlungen zwischen den USA und China.

IT-Aktien lieferten die besten Renditen sowohl im Berichtsmonat als auch im Gesamtjahr. Trotz schwächerer Fundamentaldaten wie den Umsatzzahlen sehen die Anleger langfristiges Wachstumspotenzial bei Technologie.

Auch Energiewerte entwickelten sich im Dezember sehr gut, mit einem Plus von 4,1%, nachdem sich die OPEC+ auf eine Produktionskürzung um weitere 500.000 Barrel pro Tag geeinigt hatten und die Rohölpreise dadurch stiegen.

Schwellenländeraktien legten im Berichtsmonat am stärksten zu und die brasilianische Börse stieg auf ein Rekordhoch. Das reichte aber nicht, um den USA ihre  Führungsposition als Topperformer des Jahres streitig zu machen. Der S&P 500 verzeichnete am Jahresende ein Plus von rund 32%.

Abb. 5 Zehnjahreshoch
Globale Aktien, Rendite in Lokalwährung im Jahresvergleich, % (MSCI World All Country Index)
Abbildung Aktienmärkte
Quelle: MSCI. Daten beziehen sich auf den Zeitraum 01.01.1989 bis 31.12.2019.

Globale Anleihen beendeten den Dezember etwas schwächer und die 2019 erzielten Gewinne sanken auf 6,1%. Staatsanleihen der Industrieländer verloren im Berichtsmonat an Boden. Die Anleger nahmen lieber die höheren Renditen von Schwellenländer- und Unternehmensanleihen mit.

Der US-Dollar verzeichnete im letzten Monat des Jahres auf breiter Front Verluste und wertete 1,9% gegenüber einem Korb von Währungen ab. Der mexikanische Peso, der brasilianische Real, der russische Rubel und der südafrikanische Rand legten allesamt kräftig zu. Auch das Pfund Sterling entwickelte sich sehr gut und wertete gegenüber dem US-Dollar um 2,4% auf, da die politische Unsicherheit mit dem Ausgang der Parlamentswahlen nachgelassen hat. Die türkische Lira tanzte aus der Reihe – sie wurde durch das angespannte Verhältnis zu den USA beim Thema Syrien und durch drohende Sanktionen belastet.

05

Kurzüberblick

Barometer Januar 2020

Asset-Allocation

Wir bleiben eher vorsichtig, mit einer Übergewichtung in Liquidität, einer neutralen Positionierung in Aktien und einer Untergewichtung in Anleihen.

Aktienregionen und -sektoren

Britische Aktien erscheinen nach den Wahlen attraktiv. Wir sind gegenüber Finanzwerten positiver eingestellt.

Anleihen und Währungen

Auch wenn wir bei Anleihen generell vorsichtig bleiben, behalten wir unsere Übergewichtung in Schwellenländeranleihen in Lokalwährung bei. Wir sind auch von Schwellenländerwährungen und dem Pfund Sterling überzeugt.