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September 2017
Marketingdokument

Einschätzung des politischen Risikos

Anlagen in die Schwellenmärkte erfordern Kenntnisse der politischen und der Länderrisiken. Hierfür verfügen  wir über ein Modell.

Der Brexit und Donald Trumps sprunghafte Regierung könnten den Anlegern wieder vor Augen geführt haben, dass nicht nur die politischen Risiken in den Schwellenländern, sondern auch jene in den Industrieländern Einfluss auf den Markt nehmen.

KOMPONENTEN DES LÄNDERRISIKOINDEX
CRI und Spread des Emerging Market Bond Index (EMBI), Durchschnitt der letzten 5 Jahre
[1] Abweichung vom gleitenden 2-Jahres-Durchschnitt (in %); [2] gleitender 4-Quartals-Durchschnitt (in % des BIP); [3] Abweichung vom gleitenden 3-Jahres-Durchschnitt (in %); [4] Monate mit positiven Warenimporten; [5] in % des BIP; [6] gewichteter Durchschnitt der Weltbankindikatoren. Quelle: Pictet Asset Management; Weltbank.

Venezuelas Wirtschaftskrise, Brasiliens Skandale, die Entwicklungen in Richtung einer Diktatur in der Türkei, die Führungskämpfe in Südafrika, die Bekräftigung der Rolle Russlands in der Weltpolitik und das Säbelrasseln Nordkoreas nehmen allesamt Einfluss auf die Entwicklung von Staats- und Unternehmensanleihen aus den Schwellenmärkten.

Dies ist insofern von Bedeutung, als eine schwächere Governance und zunehmende politische Risiken mit höheren Renditespreads bei Staatsanleihen und steigender Marktvolatilität assoziiert werden.

Wir haben ein Sechs-Faktoren-Modell für das Länderrisiko entwickelt, um die politischen und wirtschaftlichen Risiken in den Schwellenländern zu beurteilen und Portfoliomanager dabei zu unterstützen, die Bonität zu ermitteln. Das Modell bewertet das Wirtschaftsumfeld eines Landes, seine fiskalischen Fundamentaldaten, die private Verschuldung, externe Finanzlage, seine Offenheit und Governance.

Jede dieser sechs Komponenten wird in ähnlicher Weise berechnet, und aus dem Durchschnitt ergibt sich dann eine Gesamtnote. Die Ukraine wies beispielsweise zuletzt einen Score von 18,9 auf. Im Vergleich dazu liegt der Durchschnitt unter den Schwellenländern bei rund 15 – das Land mit dem besten, d.h. niedrigsten, Score ist Russland (10,8), wohingegen Ägypten (20,2) am schlechtesten abschneidet.1

Dieses Bewertungssystem trägt dazu bei, relative Veränderungen der Fundamentaldaten eines Landes aufzuzeigen, was wiederum dazu dient, auf eine wesentliche Verbesserung oder Verschlechterung der Risikomerkmale aufmerksam zu machen. Ein Land kann eine schlechte Bewertung aufweisen. Kam es im Laufe des letzten Jahres aber zu Verbesserungen, so fällt das Gesamtprofil besser aus als ohne diese Veränderungen. Letztere erlauben es uns, festzustellen, wo Probleme auftreten oder sich neue Anlagechancen bieten könnten.

Erhält ein Land eine schlechte Gesamtwertung, stellt dies für uns ein Signal dar, weitere Untersuchungen anzustellen – vor allem, wenn das Problem mit einer steigenden Verschuldung des öffentlichen oder privaten Sektors einhergeht. Veränderungen des Währungsrisikos werden mittels eines eigenen ökonometrischen Modells analysiert, mit dem beurteilt wird, wie stark eine Währung möglicherweise über- oder unterbewertet ist. Das Fremdwährungsrisiko ist für Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern besonders entscheidend, da die Währungsfaktoren hier rund 70 Prozent des relativen Fondsergebnisses in einem beliebigen Jahr ausmachen. Das Team für Schwellenmarktanleihen von Pictet Asset Management strebt für sein Lokalwährungsportfolio allerdings einen langfristigen Zielwert von 50 Prozent an.

Veränderungen erkennen

Der Gesamtindikator misst den monatlichen Veränderungen der zugrunde liegenden Kennzahlen wenig Gewicht bei, da viele von ihnen statistischen Störeinflüssen unterliegen. Stattdessen erfolgen die Vergleiche auf Drei-Monats- oder Jahresbasis und werden oftmals dem gleitenden 3-Jahres-Durchschnitt gegenübergestellt.

So schneidet die Ukraine in unserem Länderrisikoindex für die Schwellenmärkte (Emerging Country Risk Index, CRI) zwar unterdurchschnittlich und nur leicht besser ab als Venezuela. Dennoch weist das Land die meisten Verbesserungen in dem von uns analysierten Schwellenmarktuniversum auf. Im Vergleich dazu haben sich die Kennzahlen von Kolumbien am stärksten verschlechtert. Während der CRI somit für die Ukraine trotz der relativ schlechten Gesamtwertung ein positives Signal ausgibt, zeichnet er für Kolumbien ein negativeres Bild.

RISIKEN BREITEN SICH AUS

CRI und Spread des Emerging Market Bond Index (EMBI), Durchschnitt der letzten 5 Jahre

KOMPONENTEN DES LÄNDERRISIKOINDEX
Quelle: Pictet Asset Management, Weltbank, CEIC, Datastream. Daten per 8.9.2017.

Unsere Portfoliomanager legen ihren Schwerpunkt zwar auf die Bottom-up-Analyse. Sie nutzen den CRI aber auch für ihre Top-down-Einschätzung der globalen Risiken, um so die relative Attraktivität von Anlagechancen zu ermitteln und die unterschiedlichen Faktoren zu bestimmen, die das Risikoprofil eines Landes beeinflussen. Dies ist insofern wichtig, als schätzungsweise die Hälfte der Erträge von Schwellenmarktanleihen durch makroökonomische Faktoren bedingt ist.

Zwar sind die Schwellenländer in der Tat bestrebt, ihr institutionelles Rahmenwerk zu verbessern und strukturelle Reformen umzusetzen – ironischerweise geschieht dies zu einer Zeit, in der populistische und nationalistische Strömungen in den Industrieländern an Zuspruch gewinnen.2 Unbeständige Regierungen stellen aber nach wie vor Risiken für Anleger dar. Dies gilt vor allem dann, wenn sie beginnen, ihre eigenen Institutionen zu untergraben. Während also Indien intensiv daran arbeitet, Wirtschaftsreformen durchzusetzen und die Korruption zu bekämpfen, straft die Türkei ihre eigene Geschichte des 20. Jahrhunderts Lügen, indem sich das Land zunehmend autokratisch zeigt und vom Rest der Welt abwendet.

Die Vorgehensweise wirkt sich auf die Wertentwicklung aus, insbesondere, wenn politische Risiken Marktvolatilität nach sich ziehen. Beispielsweise verzeichnete der Referenzindex für Lokalwährungsanleihen aus den Schwellenländern im letzten Jahrzehnt in 45 Wochen Verluste von über 2 Prozent und in sechs Wochen sogar Verluste von über 5 Prozent. Indem sie den Markt auf „Herz und Nieren prüfen“, worunter auch das Verständnis der Dynamik politischer Risiken fällt, sind unsere Portfoliomanager für Schwellenmarktanleihen bestrebt, den Einfluss dieser Marktabschwünge abzufedern – in den sechs Wochen mit den grössten Verlusten der letzten zehn Jahre konnte die Pictet-Emerging Local Currency Debt-Strategie den Index im Schnitt um über 80 Basispunkte übertreffen.

Das Verständnis und die Bewertung makroökonomischer Risiken sind entscheidend für Anlagen in die Schwellenmärkte, selbst wenn diese an Reife gewinnen.