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Wirtschaftliche und politische Lage in Argentinien

Mai 2019
Marketingdokument

Argentinien – im Auge des Hurrikans

Argentinien ist von einer Inflation und Zinssätzen auf Rekordniveau gebeutelt und steht seit Anfang 2018 auf wackeligen Beinen. Die bevorstehenden Wahlen schüren die Unsicherheit nur weiter.

Eine angeschlagene Wirtschaft ...

Der argentinische Peso hat so stark abgewertet, dass 1 US-$ jetzt doppelt so viel kostet wie vor einem Jahr (siehe Abbildung unten links). Während der starken Rezession seit Anfang 2018 ist die Wirtschaftsleistung des Landes 2018 um 2,5% zurückgegangen. Für 2019 werden allenfalls -1% erwartet. 

Trotz einer leichten Verbesserung im März 2019 hat sich unser Wachstumsindikator immer weiter verschlechtert, sodass der längerfristige Durchschnitt in negatives Territorium abgerutscht ist (siehe Abbildung rechts).

Die argentinische Währung und Wirtschaft laufen im Gleichschritt in den Abschwung
Abb. 1a (links) – Wechselkurs: Argentinischer Peso gegenüber dem US-Dollar/Abb. 1b (rechts) – Pictet Leitindex für Wachstum (3M/3M annualisiert)
Abb. 1a (links) – Wechselkurs: Argentinischer Peso gegenüber dem US-Dollar/Abb. 1b (rechts) – Pictet Leitindex für Wachstum (3M/3M annualisiert)
Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Datastream, April 2019

... Politik unter Handlungsdruck

Die Stabilisierung der Inflation war eine der wichtigsten Prioritäten von Präsident Macri, als er Ende 2015 sein Amt antrat. Die bislang ergriffenen Massnahmen haben allerdings noch keinen Erfolg gebracht und die jährliche Inflation liegt mittlerweile bei rund 55%. Die monatlichen Inflationszahlen haben ebenfalls Höchststände erreicht. Die Kosten für Verkehrsmittel z. B. sind im März um 5% gestiegen. Es wurde eine Reihe von Vorschriften eingeführt und wieder abgeändert, da sich die Regierung nicht sicher war, ob sie die Kaufkraft durch Bezuschussung von Versorgungsleistungen zugunsten der Verbraucher stärken soll oder nicht (siehe Abbildung unten).
VPI als Gradmesser für die Zweifel der Regierung
Abb. 2 – VPI: Wohnen, Wasser, Strom, Verkehrsmittel und Gesundheit
Abb. 2 – VPI: Wohnen, Wasser, Strom, Verkehrsmittel und Gesundheit
Quelle: Pictet Asset Management, CEIC, Datastream, April 2019

Bei einem letzten Versuch, die Situation noch vor den Wahlen im Oktober in den Griff zu bekommen, hat die Regierung ein Massnahmenpaket angekündigt, mit dem die Kaufkraft verbessert werden soll: 

  • Preiskontrollen für 60 Basisprodukte, darunter Lebensmittel, für mindestens 6 Monate
    Dies dürfte zu einer Knappheit bei diesen Waren und möglicherweise zur Herausbildung eines Sekundärmarkts führen.
  • Anstieg der Preise für Versorgungsleistungen vorerst gestoppt
    Dadurch werden die Kosten vom Verbraucher zurück an den Staat verschoben, der allerdings ohnehin schon knapp bei Kasse ist.
  • Einführung bezuschusster Kreditlinien für die privaten Haushalte

Diese Massnahmen schliessen sich an die Entscheidung der Zentralbank an, die Ausweitung der Geldmenge zu beschränken und innerhalb der im vergangenen Jahr eingeführten Schwankungsbreite der Währung aktiv einzugreifen. Die Zinssätze, die zurzeit bei über 65% liegen, dürften sich mindestens bis Sommer auf diesem hohen Niveau halten.

Wie geht es weiter?

  • Kann die Abwertung der Währung gebremst werden?

Auch wenn wir glauben, dass die Massnahmen in die richtige Richtung gehen, ist alles möglich.

Der Umstand, dass die meisten Ersparnisse der argentinischen Haushalte bereits in US-Dollar angelegt sind, begrenzt die Risiken eines weiteren binnenwirtschaftlichen Drucks auf die Währung. 

Das Problem ist, dass die Zentralbank und die Regierung trotz guter Absichten bislang aus Panik reagiert und langfristig orientierte Anleger das Vertrauen verloren haben.

  • Bevorstehende Wahlen im 4. Quartal 2019

Der Druck auf die Regierung Macri hat zugenommen, vor allem seit Jahresbeginn. Die Argentinier merken, dass ihre Kaufkraft durch die Inflation und die Sparmassnahmen geschwächt wird. Darüber hinaus bleibt bis zur Präsidentschaftswahl Ende des Jahres nicht viel Zeit für eine Verbesserung der Wirtschaftslage. 

Wir werden im Juni sehen, ob Macri und seine linksgerichtete Rivalin, die ehemalige Präsidentin Cristina Kirchner, kandidieren werden.

Fazit: Wir müssen abwarten, wie die Wahlen im Oktober ausgehen werden. Das Schicksal Macris hängt davon ab, ob seine Regierung in der Lage ist, die Währung zu stabilisieren und die Inflation zu dämpfen. Vorerst ist seine Popularität gesunken, was Ex-Präsidentin Cristina Kirchner in die Hände spielt. Da Kirchner wegen ihrer damaligen Amtsführung umstritten ist, bereitet ihre Kandidatur Anlegern im In- und Ausland Sorge. Wir befürchten, dass sie die Schulden nicht begleicht oder die Finanzhilfe des IWF nicht zurückzahlt, sollte sie wieder an die Macht kommen.