Ich denke, dass die Unternehmen stärker auf unser Feedback reagieren. In unserer Branche war es in der Vergangenheit eher so, dass sie einmal im Jahr einen ESG-Fragebogen zugeschickt bekamen und Kästchen ankreuzten. Mittlerweile ist ihnen bewusst, dass ESG-Belange einen Einfluss auf ihren Ruf, ihre Mitarbeiter und ihren Aktienkurs haben können. Wir versuchen, sie zu ermutigen, ESG als Teil des Fundaments ihres Unternehmens zu betrachten und nicht als separaten Aspekt. Sie erkennen, dass das Thema an Bedeutung gewonnen hat, wenn Vorstände konkrete Positionen schaffen: Nachhaltigkeitsausschuss, Chief Sustainability Officer oder eine direkte Berichtslinie von ESG an den Vorstand sind alles positive Entwicklungen.
Oftmals ist unsere Strategie länger Anteilseigner dieser Unternehmen als das Management an der Spitze steht. Viele der Unternehmen, die wir halten, sind seit der Einführung der Strategie im Jahr 2000 dabei. Das spricht für die Beständigkeit unserer Marke. Unternehmen wissen, dass es bei unserem Feedback nicht um kurzfristige Erfolge geht, sondern um eine langfristige Entwicklung, sowohl für das Unternehmen als auch für die Strategie und ihre Kunden. Darauf haben wir unsere Perspektive ausgerichtet.
Oftmals ist unsere Strategie länger Aktionär dieser Unternehmen als das Management an der Spitze steht.
Aufgrund unserer thematischen Ausrichtung steht bei vielen unserer Engagements die Qualität der Wasserversorgung im Mittelpunkt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um unternehmensspezifische Engagements, die sich auf das besondere Betriebs- und Regulierungsumfeld von Versorgungsunternehmen konzentrieren. Wir können aber auch breiter angelegte Ideen verfolgen, die segmentübergreifend sind und bei denen wir mit anderen Teams zusammenarbeiten. Die Abfallwirtschaft und die Wasserversorgung beispielsweise haben alle mit Umweltproblemen zu kämpfen, wie beispielsweise Wasserabfluss und Kohlenstoffemissionen. Daher können wir in Zusammenarbeit mit dem Team, das die Global Environmental Opportunities Strategie verwaltet, ein sektorübergreifendes Engagement im Bereich der Abwasserbehandlung eingehen und fragen: "Warum gibt es bei Ihnen so viele Verstösse gegen die Abwasserverordnung, wo doch Ihre Mitbewerber viel besser abschneiden?" Es ist gewissermassen eine Möglichkeit, jemanden zur Verantwortung zu ziehen.
Umwelt- und soziale Aspekte sind unglaublich wichtig, aber ein gemeinsames Thema für uns ist auch die Governance, da hierüber gute ökologische und soziale Praktiken umgesetzt werden können. Wenn die Philosophie und der Ansatz des Managements auf die Mitarbeiter und Aktionäre abgestimmt sind, überträgt sich dies häufig auch auf die übrigen Bereiche des Unternehmens. Das Management dazu zu bewegen, seine Vergütung an wissenschaftlich belastbaren Umwelt- und sozialen Zielen auszurichten, ist beispielsweise eine Möglichkeit sicherzustellen, dass die Führungsebene dem Thema Aufmerksamkeit schenkt.
Das soziale Engagement hat im Zuge der Pandemie an Bedeutung gewonnen. Arbeitgeber schätzen das Humankapital jetzt mehr – und wir sehen angesichts des Arbeitskräftemangels, dass die Menschen zunehmend mehr um den eigenen Wert wissen. Wir haben sehr aggressiv gegen Managementvergütungen gestimmt, die von vorübergehendem Personalabbau profitierten. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Unternehmen als verantwortungsbewusste Arbeitgeber mit langfristiger Perspektive denken und handeln.
Viele unserer Engagements dauern Jahre und sind noch nicht abgeschlossen. Ein Beispiel aber ist ein sehr grosses multinationales Unternehmen, das Konzessionsmodelle betreibt und industrielle Wasserprodukte weltweit verkauft. In dieser Grössenordnung ist eine effektive Kontrolle schwierig. Es gab ökologische und soziale Kontroversen und wir hatten den Eindruck, dass es ihnen an Willen mangelte, sich auf Nachhaltigkeit zu konzentrieren. Wir haben uns dafür eingesetzt, die Aufsicht auf Vorstandsebene zu ändern und die Verwendung von Nachhaltigkeitskennzahlen bei der Managementvergütung zu fördern, um eine Angleichung zu erreichen. Etwa anderthalb Jahre später führte das Unternehmen ein an Nachhaltigkeitskriterien gekoppeltes Vergütungspaket ein, bei dem sich die Vergütung auf zahlreiche SDG-bezogene Messgrössen stützt. Das war natürlich nicht allein unser Verdienst, es fand eine breitere Diskussion statt, an der viele Aktionäre beteiligt waren.
Eine der grössten Herausforderungen ist, dass es keine Standardlösung gibt. Deshalb finde ich es so bedeutsam, sowohl der Manager zu sein, der in diese Unternehmen investiert, als auch derjenige, der sich um die ESG-Aspekte kümmert. Man könnte eine Regel einführen, die besagt: „Wir begrenzen die Amtsdauer der unabhängigen Verwaltungsratsmitglieder auf 10 Jahre.“ Aber wenn eines der Verwaltungsratsmitglieder enorme Erfahrung in der Mikrobiologie bei einem Life-Science-Unternehmen hat, verzichten wir gerne auf diese Begrenzung. Das Verständnis der Fundamentaldaten des Unternehmens ist für die Ausgestaltung des ESG-Engagements sehr wichtig und umgekehrt. Das ESG-Engagement entscheidet über Ihre Anlageperspektive.
Ich sehe es als Teil unseres Auftrags als Impact-Investor an, nach wie vor Aktien zu halten und auf diese Weise positive Veränderungen zu bewirken.
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