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ESG-Engagement im Ernährungssektor

August 2021
Marketingdokument

Serie „ESG in der Praxis“: Mayssa Al Midani über das ESG-Engagement in der Nutrition Strategie

Als aktive Manager können wir mit Portfoliounternehmen zusammenarbeiten, um positive Veränderungen zu bewirken. Mayssa Al Midani, Senior Investment Manager, berichtet über ihre Sicht auf das ökologische und soziale Engagement bei Nahrungsmittelunternehmen.

Erzählen Sie uns ein wenig von Ihrem aktiven Engagement im Ernährungssektor?

Wir investieren in Unternehmen, die dazu beitragen, globale Herausforderungen im Nahrungsmittelbereich zu bewältigen, Nachhaltigkeit in der Lebensmittelkette gewährleisten und Zugang zu hochwertigen Nahrungsmitteln bieten, die für Gesundheit und Wachstum notwendig sind. Ein wesentliches Merkmal unseres Anlageprozesses ist das Engagement: Wir arbeiten eng mit den Unternehmen zusammen, in die wir investieren, um ihr ESG-Profil zu verbessern.

Um langfristig einen konstruktiven Dialog mit den Unternehmen führen zu können, an denen wir beteiligt sind, haben wir 2018 eine Partnerschaft mit der Access to Nutrition Initiative (ATNI) geschlossen, einer Einrichtung, die die 25 grössten Nahrungsmittel- und Getränkeunternehmen der Welt auf der Grundlage ihres Beitrags zur Bekämpfung von Mangelernährung in all ihren Formen bewertet. Unternehmen werden hinsichtlich des Nährwerts ihrer Produkte, ihres Engagements für die Bereitstellung erschwinglicher Nahrung und der Verantwortung für ihre Marketingpraktiken bewertet.

In diesem Jahr beteiligen wir uns als aktive Investoren an einer Zusammenarbeit mit drei Unternehmen in unserem Portfolio. 

Gemeinsam mit anderen Investoren schreiben wir an diese Unternehmen und machen sie auf spezifische Verbesserungen aufmerksam, die nach Auffassung der ATNI notwendig sind. Wir haben eine Frist für ihre Antwort festgelegt. Sobald wir ihre Antworten erhalten haben, werden wir diese mit den Unternehmen besprechen.

Wir können nur mit Nestlé, Danone und China Mengniu zusammenarbeiten, da alle anderen Unternehmen im ATNI-Index gar nicht erst in unserem Portfolio enthalten sind, weil sie unsere sogenannte „Reinheitsschwelle“ nicht erreichen oder nicht genug Umsatz aus nahrhaften Lebensmitteln erzielen. Unsere Definition von nahrhaften Lebensmitteln basiert auf dem, was führende Gesundheits- und Umwelt-NGOs als Nahrungsmittel klassifizieren, die die Gesundheit des Menschen und des Planeten optimieren.

Die Zusammenarbeit mit anderen Vermögensverwaltern, die zusammen ein Vermögen von mehreren Billionen verwalten, verleiht unserem Handeln viel mehr Gewicht.


Was sind die Themen, in denen Sie sich im Nutrition Portfolio engagieren?

Unser Ziel ist es, Unternehmen zu ermutigen, den Anteil gesunder Produkte in ihrem Portfolio zu erhöhen, die Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit für alle Verbraucher unabhängig vom Einkommensniveau zu erhöhen, bewährte Verfahren für die verantwortungsvolle Vermarktung von Produkten für Kinder anzuwenden und sich zu einer Kennzeichnung der Nährwertangaben auf der Vorderseite der Verpackung zu verpflichten.

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Wir filtern die Produkte heraus, die nicht unserer Definition von gesunder Ernährung entsprechen, und fordern die Unternehmen dann auf, entweder die Zusammensetzung zu ändern, um sie gesünder zu machen (zucker-, fett-, salzreduziert oder mit Mikronährstoffen angereichert) oder sich von diesen Kategorien zu trennen.

Wir schauen uns auch genau an, wie Nahrungsmittel vermarktet werden. Wenn es beispielsweise um die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten geht, fordern wir Unternehmen auf, den Kodex der Weltgesundheitsorganisation für eine gesunde Vermarktung solcher Produkte einzuhalten. Auch wenn sie vielleicht der einzige praktikable Nahrungsersatz sind, wenn Mütter nicht stillen können, dürfen sie nicht zu aggressiv vermarktet werden, denn das ausschliessliche Stillen hat nach wie vor Priorität.

Wir fordern auch, dass Unternehmen diese Ernährungsziele mit der Managementvergütung verknüpfen. Das ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, die Managementinteressen mit positiven Ernährungsauswirkungen in Deckung zu bringen und sicherzustellen, dass Unternehmen diese Änderungen ernstnehmen.

Warum haben Sie sich für diese Initiative entschieden?

Es gibt so vieles, was wir als Einheit viel besser erreichen können.

Die Zusammenarbeit mit anderen Vermögensverwaltern, die zusammen ein Vermögen von mehreren Billionen verwalten, verleiht unserem Handeln viel mehr Gewicht. 

Was bei Pictet anfänglich nur eine Asset-Management-Initiative war, wurde auf unsere Private-Banking-Sparte „Pictet Wealth Management“ ausgeweitet – dadurch wurde die Pictet-Gruppe als Ganzes zum Unterzeichner und Unterstützer dieses Engagements.

Nachhaltige Ernährung ist für die Pictet-Gruppe ein Bereich von strategischer Bedeutung – die bereits über die Pictet Group Foundation im Ernährungs- und Wassersektor aktiv ist. Aus diesem Grund halten wir es für sinnvoll, uns gemeinschaftlich auf Konzernebene zu engagieren und mit anderen Investoren zusammenzuarbeiten, um unsere Wirkung zu verstärken.

Haben Sie in den letzten Jahren eine Veränderung in der Art und Weise festgestellt, wie Unternehmen auf dieses Engagement reagieren?

Nahrungsmittel- und Getränkehersteller schenken dem Thema Ernährung aus verschiedenen Gründen mehr Aufmerksamkeit. 

Die Minimierung der Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Gesellschaft und die Umwelt ist zu einer unternehmerischen Notwendigkeit geworden. 

Das öffentliche Interesse an Gesundheit und Nachhaltigkeit ist so gross geworden, dass Unternehmen es nicht mehr ignorieren können. Die Millenials und die Generation Z sind gesundheitsbewusstere Konsumenten und richten ihre Einkäufe zunehmend an ihren Wertvorstellungen aus. Sie wollen gesundes, nährstoffreiches Essen, das verantwortungsbewusst produziert wird, und sind bereit, dafür einen Preisaufschlag zu zahlen. 

Auch für Investoren ist es mittlerweile entscheidend, dass die Unternehmen, in die sie investieren, bestimmte Standards erfüllen. Immer mehr Investmentmanager beziehen ESG-Faktoren in ihren Anlageprozess ein. Verordnungen wie die SFDR der EU, die mehr Transparenz über die Nachhaltigkeitsprofile von Investmentfonds verlangen, werden diesen Trend weiter beschleunigen.

Das öffentliche Interesse an Gesundheit und Nachhaltigkeit ist so gross geworden, dass Unternehmen es nicht mehr ignorieren können.

Welche Auswirkungen hatte COVID-19?

COVID-19 hat deutlich gemacht, dass ein Zusammenhang zwischen schlechter Ernährung und Anfälligkeit für Infektionskrankheiten besteht. Studien haben vor allem einen engen Zusammenhang zwischen Adipositas und COVID-19 gezeigt. Länder wie das Vereinigte Königreich haben damit begonnen, Massnahmen gegen Mangelernährung infolge der Pandemie zu ergreifen. Dieses gestiegene Bewusstsein für die Bedeutung gesunder Ernährung kurbelt das Wachstum der Märkte für funktionelle Nahrungsmittel (z. B. Probiotika, Nahrungsergänzungsmittel) und gesunde Alternativen wie pflanzliche Lebensmittel an.

Ein weiterer Effekt der Pandemie war die Gefährdung der Ernährungssicherheit, die durch Störungen in den komplexen globalen Lieferketten verursacht wurde. Als Reaktion darauf investiert die Lebensmittelindustrie jetzt massiv in eine breite Palette von Hightech-Lösungen, von denen viele auf die Stärkung der Lieferketten, die Steigerung der Produktionsstandards und die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung abzielen.

Um diese Trends besser zu verstehen, greifen unsere Portfoliomanager auf ein spezielles Advisory Board zurück, dem Experten aus verschiedenen Bereichen der Lebensmittelindustrie angehören. Zu den Mitgliedern gehört beispielsweise ein Arzt, dessen Forschungsaktivitäten sich auf den  Zusammenhang zwischen nicht übertragbaren Krankheiten wie Adipositas und Diabetes und Ernährung konzentrieren. Ein weiteres Mitglied ist Ernährungswissenschaftler, ehemals Head of Innovation, Technology & R&D bei Nestlé. Sie alle bringen eine andere, wissenschaftlich fundierte Perspektive mit und tragen dazu bei, dass unser Anlagethema relevant bleibt.