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Die Zukunft der gebauten Umwelt

Pictet Asset Management auf dem The Klosters Forum

Immobilien

Nachhaltige Gebäude: Investitionen zur Bewältigung der 40-Prozent-Herausforderung für eine klimaresiliente Zukunft

In der Debatte über den Klimawandel sind Immobilien sprichwörtlich der „Elefant im Raum“ – ein offensichtliches, aber unausgesprochenes Problem.

Unsere Wohnungen, BĂĽros, Geschäfte und Freizeiträume â€“ die physische Infrastruktur, die fĂĽr den Wohlstand und das Wohlbefinden der Menschen entscheidend ist â€“ verursachen rund 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. DarĂĽber hinaus ist die bebaute Umwelt auch fĂĽr zahlreiche andere ökologische Probleme verantwortlich, wie ĂĽbermässiger Wasserverbrauch, Stromverbrauch und Abfall in ähnlicher Grössenordnung.

Die Frage, wie sich der ökologische Fussabdruck der Immobilienbranche reduzieren lässt, stand im Mittelpunkt des diesjährigen The Klosters Forum, das sich mit der Gestaltung und dem Aufbau einer regenerativen Zukunft befasste.

Auf der dreitägigen Veranstaltung im Juni nahmen die Teilnehmer an eingehenden Diskussionen teil, bei denen Themen wie nachhaltiges Bauen, regenerative Verfahren, innovative Gebäudedesigns und Baustoffe sowie die Rolle der Natur zur Sprache kamen.

Zur EinfĂĽhrung in die Debatte zu der Frage, wie sich die 40-Prozent-Herausforderung im Immobiliensektor bewältigen und eine klimaresiliente Zukunft aufbauen lässt, erläuterten Vertreter der Pictet Gruppe, warum die Bewertung des Umweltprofils von Immobilien mit Schwierigkeiten behaftet ist. 

Schon gewusst?
Auf unsere Wohnungen, Büros, Geschäfte und Freizeiträume entfallen rund
40%
der globalen CO2-Emissionen
Quelle: Weltwirtschaftsforum, 2021

Zsolt Kohalmi, Global Head of Real Estate und Deputy Chief Executive Officer, Pictet Alternative Advisors, verwies auf den „Zeitwert der CO2-Emissionen“ als Beispiel für die Komplexität, mit der Immobilienunternehmen und Investoren bei der Umstellung auf nachhaltigere Praktiken konfrontiert sind.

Bei einem Gebäude mit durchschnittlicher Lebensdauer, so Kohalmi, entstehen bis zu 45 Prozent der Gesamtemissionen in den ersten Jahren, d.h. während der Bauphase eines Projekts, das die Gewinnung der Rohstoffe, die Herstellung, den Transport, die Installation und die Abfallentsorgung umfasst.

Diese sogenannten „grauen Emissionen“ (engl. „Embodied Carbon“) sind weitaus höher als die operativen Emissionen, also die Menge an CO2, die jährlich ausgestossen wird, sobald ein Gebäude bewirtschaftet wird.

Die Teilnehmer des The Klosters Forum, darunter Architekten, Stadtplaner, Start-ups für grünes Bauen, Materialwissenschaftler und Investoren, tauschten persönliche Erfahrungen aus und gaben Einblicke, wie man die Umweltproblematik im Immobiliensektor angehen könnte.

Einige Themen waren besonders interessant. Eines davon ist die Rolle der Natur in der gebauten Umwelt.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass die gebaute Umwelt wieder mit der Natur verbunden werden muss.

Das erfordert eine Reihe neuartiger Bauweisen, wie z.B. die Integration natürlicher und regenerativer Elemente in die Gebäudeplanung, das Experimentieren mit innovativen biobasierten Baustoffen wie Holz und Algen sowie die strategische Wiederaufforstung, Aufforstung und andere Methoden der Kohlenstoffabscheidung.

„Wie der (italienische Botaniker) Stefano Mancuso sagt, leben wir in einer Natur- und Pflanzenblindheit. Wir müssen die Natur in unsere Kultur integrieren; Kultur ist keine Antithese zur Natur“, sagte Mikolaj Sekutowicz, Teilnehmer und bei dem deutschen Resortentwickler Therme Group als Partner für die strategische Entwicklung und die kulturelle Ausrichtung des Unternehmens verantwortlich.

Das Rewilding von Städten (Sicherung renaturierter Ökosysteme) könnte ebenfalls dazu beitragen, die Umweltauswirkungen von Gebäuden zu reduzieren. Zu den prominentesten Projekten gehört Bosco Verticale (vertikaler Wald), ein Hochhauskomplex in Mailand.

Die 111 Meter und 76 Meter hohen ZwillingstĂĽrme sind mit 20.000 Bäumen, Sträuchern und Stauden begrĂĽnt, die Smog absorbieren, Sauerstoff produzieren, den Energieverbrauch senken und Kohlenstoff binden. Zudem sind die Bewohner des Gebäudes ĂĽberaus zufrieden mit dem Komfort und erfreuen sich an ihrer grĂĽnen Umgebung.1 Das ist ein Paradebeispiel fĂĽr biophile Architektur, die Mensch und Natur miteinander verbindet.

Aber selbst der Bau neuer Gebäude mit nachhaltigen Methoden sei kein Allheilmittel, erfuhren die Teilnehmer. In den Industrieländern wurden in den letzten Jahrzehnten vielfach Gebäude gebaut, wo ein Umbau von Bestandsgebäuden in energieeffiziente Gebäude sinnvoller gewesen wäre, um die CO-Emissionen zu reduzieren. 

Zudem muss die gebaute Umwelt wieder mit der Natur verbunden werden.

Zsol Kohalmi
Zsolt Kohalmi Deputy CEO & Global Head of Real Estate

In Europa zum Beispiel wurden 90 Prozent der Gebäude vor 1990 und 40 Prozent vor 1960 gebaut. Studien haben gezeigt, dass durch Sanierungen 70 Prozent weniger Emissionen ausgestossen werden als bei Neubauten, wenn man die zuvor erwähnten grauen Emissionen einrechnet.2

Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auch in anderen Teilen der Welt neue Gebäude entstehen müssen. Die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas werden mehr Wohn- und Geschäftsflächen brauchen, um dem Bevölkerungswachstum Rechnung zu tragen.

„Bei der Förderung nachhaltiger Gebäude gibt es kein Universalkonzept“, sagte Stephen Freedman, Head of Research and Sustainability for Thematic Equities, Pictet Asset Management.

Stattdessen sei ein massgeschneiderter Ansatz für die Entwicklung klimaresilienter Lebensbereiche in enger Abstimmung mit der lokalen Bevölkerung von entscheidender Bedeutung. Es müssen standortspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden, wie z.B. Gebäudetechnologien, die an die geografischen Gegebenheiten angepasst sind und auf lokal verfügbare Rohstoffe zurückgreifen.

Venedig zum Beispiel, dessen Existenz vom Klimawandel bedroht ist, kann als Inspiration dienen.

Als die Stadt vor 1600 Jahren gebaut wurde, verwendete sie als Fundament fĂĽr ihre Bauten auf dem Marschland wasserfeste Erlenbäume, die in den nahegelegenen Wäldern reichlich vorhanden waren. Jetzt sichert die Stadt ihre Zukunft, indem sie auf neue, naturbasierte Lösungen setzt.

So werden in dem salzhaltigen MarschgĂĽrtel mit lokalen Rohstoffen und Arbeitskräften Festungsanlagen gebaut, um die Stadt vor Sturmfluten und hohen Wellen zu schĂĽtzen.3  Das Bioengineering-Projekt kommt den BĂĽrgern und Unternehmen in vielerlei Hinsicht zugute, es bietet z.B. Beschäftigungsmöglichkeiten und eröffnet wirtschaftliche Chancen in der lokalen Gemeinschaft.

Zsolt Kohalmi leitet einen Workshop auf dem The Klosters Forum 2022
The Klosters Forum 2022
Copyright © 2022 Julian Tse Photography

Wie das Beispiel Venedigs zeigt, spielen Regierungen und kommunale Behörden eine Schlüsselrolle beim nachhaltigen Bauen.

Die Teilnehmer des Forums waren sich einig, dass die Politik einen Ansatz nach dem Prinzip „Fordern und Fördern“ verfolgen sollte, um Anreize für klima- und naturpositive Unternehmen und Projekte zu schaffen, z.B. mit Steuererleichterungen und intelligenten Subventionen, und gleichzeitig Unternehmen zu bestrafen und zu regulieren, die es versäumen, Massnahmen zu ergreifen. Solche Strategien sollten dazu beitragen, die tatsächlichen finanziellen und sozialen Kosten von nicht nachhaltigen Gebäuden aufzudecken.

Die Teilnehmer warnten aber auch, dass die Branche nicht allein auf Top-down-Ansätze setzen dürfe. Stattdessen forderten sie dezentrale Entscheidungsprozesse, in die die lokalen Gemeinschaften einbezogen werden. Sie hoben auch die Rolle der „sanften Macht“ hervor, wie Aufklärungsinitiativen und bessere Klimaberichterstattung.

„Wir brauchen einen Rahmen, in dem sich jeder an der regenerativen Entwicklung beteiligen kann“, sagte ein Teilnehmer.

Die Erhöhung der Investitionen in Forschung und Entwicklung sollte ebenfalls Priorität haben, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, Innovationen zu fördern und den nachhaltigen Ăśbergang zu beschleunigen. Der Bausektor gilt aufgrund unzureichender F&E-Investitionen, die schätzungsweise im unteren einstelligen Prozentbereich des Umsatzes liegen, traditionell als konservativ und technologiearm, im Vergleich dazu sind es im Gesundheits- und IT-Sektor mindestens 10 Prozent. Auch hier können Steuererleichterungen â€“ nach dem Vorbild Grossbritannien mit seinem Instrument der Steuergutschrift fĂĽr Ausgaben in Forschung und Entwicklung â€“ dazu beitragen, Investitionen in Wachstum und nachhaltige Innovation zu fördern.

Die Finanzbranche ist in der Pflicht, das 40-Prozent-Problem im Immobiliensektor anzugehen und eine Lösung zu finden. Gleichzeitig stellt die Umstellung auf nachhaltiges Bauen eine grosse, langfristige und wachsende Investitionsmöglichkeit dar. Die Branche sollte privates Kapital fĂĽr nachhaltige Gebäude mobilisieren, um der steigenden Nachfrage von Investoren nach Impact-Lösungen gerecht zu werden, bei denen ESG-Aspekte berĂĽcksichtigt werden. 

Bei der Gestaltung nachhaltiger Gebäude gibt es keine Patentlösung.

Steve Freedman
Stephen Freedman Head of research and sustainability, Thematic Equities
Ein Teilnehmer zitierte den ehemaligen britischen Premierminister Winston Churchill, der 1944 sagte: „Wir formen unsere Gebäude, danach formen sie uns.“ Da die Nachfrage nach effizienteren, umweltfreundlicheren Gebäuden steigen wird, forderten die Teilnehmer einen durchdachteren Ansatz, wie wir Gebäude bauen, bewirtschaften, renovieren und abreissen, um eine klimaresiliente und gerechte bebaute Umwelt für alle aufzubauen.
Holz

Renaissance des Holzbaus: Entwicklung einer neuen Lösung zur Begrenzung der globalen Erwärmung

Täglich wächst die städtische Bevölkerung weltweit um 200.000 Menschen. Bei diesem Tempo werden bis 2050 mehr als zwei Drittel der Menschheit in Städten leben, heute sind es etwas mehr als die Hälfte.1

Das erfordert eine erhebliche Ausweitung der gebauten Umwelt – und könnte bedeuten, dass auch der CO2-Fussabdruck der Weltbevölkerung grösser wird. Städte sind jetzt schon für rund drei Viertel der globalen CO2-Emissionen und des Energieverbrauchs verantwortlich.2 Der Einsatz konventioneller Bauweisen und Planungsmethoden würde somit im schlimmsten Fall alle Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels zunichte machen.

Das muss aber nicht sein. Die Teilnehmer des The Klosters Forum zeigten Wege auf, wie die zu erwartende Expansion des städtischen Raums nachhaltig gestaltet werden könnte. Nicht alle Lösungen sind hochtechnisch. Die effektivsten, so die Teilnehmer, wachsen buchstäblich auf Bäumen.

Holz hat alle Eigenschaften, die einen nachhaltigen Baustoff ausmachen. Seit Jahrhunderten wird Holz aufgrund seiner Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit sowie seiner relativ einfachen Verarbeitung in Asien, Europa und Amerika für den Gebäudebau verwendet.

In den letzten Jahrzehnten ist der Anteil dieses Baustoffs jedoch zurückgegangen, weil Beton und Stahl als langlebiger und verrottungsbeständiger wahrgenommen werden und leichter in Massen zu produzieren sind.

Aus gutem Holz geschnitzt

Bei einem Workshop zu dem Thema, wie sich Holzgebäude skalieren lassen, die nachhaltige Forstwirtschaft und lokale Wirtschaften regenerieren, betonten die Teilnehmer des The Klosters Forum, wie wichtig es ist, diese jahrhundertealte Bauweise für den grossflächigen Einsatz anzupassen, damit die globale Erwärmung und die Umweltzerstörung gestoppt werden können.

Holz ist ein attraktives, kostengĂĽnstiges Mittel, um die Netto-CO2-Emissionen zu reduzieren, insbesondere die grauen Emissionen, von denen sich der Bausektor dringend freimachen muss.

Darüber hinaus fungiert Holz als Kohlenstoffsenke und kann die biologische Vielfalt wiederherstellen und die Bodenqualität verbessern.

Es gibt massenhaft Daten, die den Nutzen von Holz belegen. Studien zufolge bindet eine junge Weide, die in den ersten fĂĽnf Jahren ihres Wachstums 75 kg Trockenbiomasse aufbaut, 140 kg CO23, womit die Emissionen des Stromverbrauchs eines typischen Haushalts ĂĽber einen Zeitraum von 10 Tagen kompensiert werden.4 

Holz bindet Kohlenstoff auch nach dem Fällen. Jeder Kubikmeter Holz, der als Ersatz fĂĽr Stahl oder Aluminium eingesetzt wird, senkt den CO2-Ausstoss in die Atmosphäre um durchschnittlich 0,9 Tonnen.5 Mit richtigem Forstmanagement wird sichergestellt, dass Holz nachhaltig beschafft wird, ohne die Waldressourcen auszubeuten.

Starke Wurzeln
Neue Technologie macht Holz noch vielseitiger
Kohlenstoffsenke und -speicher
Quelle: The European Confederation of Woodworking Industries

Mit Mythen aufräumen

Die zentrale Herausforderung, darin waren sich die Teilnehmer des Forums einig, besteht darin, Strategien zu entwickeln, die Anreize für den Bau von Gebäuden mit Holz schaffen, nachhaltige Forstwirtschaft fördern und die lokale Wirtschaft beleben.

Ein Mythos besagt, dass Holz nicht für hohe Gebäude geeignet ist. Das ist falsch, denn dank Innovation werden Holzwerkstoffe zunehmend für den Bau von Hochhäusern eingesetzt.

Zu den neuartigen hochtechnischen Holzprodukten gehört Kreuzlagenholz (KLH), das aus Lagen kreuzweise verklebter Einschichtplatten besteht.

MjøstĂĄrnet, das in Norwegen mit 85 Metern derzeit höchste in Holzbauweise errichtete Gebäude der Welt, wurde mit KLH gebaut. In der Schweiz ist derzeit ein 100 Meter hoher Wohnblock aus Holzhäusern in Planung, der 2026 fertiggestellt sein soll.

Der Markt für Kreuzlagenholz dürfte bis 2027 weltweit von aktuell 1,1 Mrd. US-Dollar auf rund 2,5 Mrd. US-Dollar anwachsen; das entspricht einem jährlichen Anstieg von rund 15%.6

Ein weiterer Irrglaube ist, dass Holzbauten eine Brandgefahr darstellen. Holz ist jedoch von Natur aus feuerbeständig â€“ wenn die äusseren Schichten eines Holzbalkens verkohlt sind, schĂĽtzen sie den Kern ĂĽber längere Zeiträume vor Beschädigungen. DarĂĽber hinaus können mit neuen Technologien wie KLH noch stärkere und feuerbeständigere Materialien geschaffen werden, die Stahlkonstruktionen in puncto Brandschutz ĂĽbertreffen können.

 

Schon gewusst?
Das Wachstum des Marktes fĂĽr Kreuzlagenholz liegt
15%
bis 2027 den Prognosen zufolge weltweit bei
Quelle: Markets and markets, 2022

Built by Nature, eine Organisation aus Amsterdam, die bahnbrechende Projekte unterstützt, fördert den Holzbau in Städten finanziell mit mehreren Millionen Euro.

„Es gibt viele Mythen um Holz, z.B. dass es brennbar ist oder der Abholzung Vorschub leistet. Es gibt sehr viele Studien, die das Gegenteil belegen. Wichtig ist, diese Informationen zu verbreiten und mit diesen Mythen aufzuräumen“, sagte CEO Amanda Sturgeon auf dem Forum.

Die Teilnehmer des Forums diskutierten über das fehlende technische Know-how im öffentlichen Sektor und in den kommunalen Behörden. Um diese Herausforderung zu bewältigen, schlugen die Teilnehmer des Forums vor, dass die Branche Nachhaltigkeitsbeauftragte schulen sollte, um dieser schwierigen Gruppe von Stakeholdern etwas entgegensetzen zu können.

Sie sagten weiter, dass sich auch bei der Regulierung und Besteuerung etwas ändern müsse, um die Umweltleistung von Gebäuden zu würdigen und dadurch systemweite Veränderungen herbeizuführen.

Erfreulicherweise sprechen sich einige europäische Regierungen fĂĽr eine stärkere Nutzung von Holz und anderen nachhaltigen Materialien aus, um die nationalen oder kommunalen Netto-Null-Ziele zu erreichen. Die Stadt Amsterdam schreibt vor, dass 20 Prozent aller Neubauprojekte ab 2025 mit Holz oder anderen biobasierten Materialien realisiert werden mĂĽssen.

Die französische Regierung verlangt, dass alle öffentlichen Neubauten ab diesem Jahr zu mindestens 50 Prozent aus Holz oder anderen nachhaltigen Materialien bestehen.

In der Regel werden in Wohngebäuden in Europa rund 20 Prozent Holz verwendet, bei gewerblichen Gebäuden sind es nur 5 Prozent.7

„Damit sich in dem Sektor etwas bewegt, muss es Richtlinien und Vorschriften geben“, sagte Sturgeon.

Materialien aus der Natur

Wertvoller Abfall: Neue Baustoffe, die sich regenerieren

Hanf, Algen, sogar Bauschutt?

Die Teilnehmer des The Klosters Forum, allesamt Baufachleute wie Architekten, Ingenieure, Unternehmer, Versicherer und Investoren, loteten innovative Möglichkeiten für die Beschaffung und die Verwendung von Baustoffen aus der Natur aus.

In einem Workshop, der der Suche nach neuen Baustoffen und der Rolle der Natur gewidmet war, erfuhren die Teilnehmer von Dr. Merlin Sheldrake, einem britischen Biologen, wie sich Pilze als adäquate und praktische Alternative zu konventionellen Baumaterialien einsetzen lassen.

Der Autor des Buchs „Verwobenes Leben: Wie Pilze unsere Welt formen und unsere Zukunft beeinflussen“ erklärte, warum die Bauindustrie sich die einzigartigen Fähigkeiten von Pilzen – CO2-Absorption und Verbesserung der Biodiversität – zunutze machen sollte.

Pilze sind „nicht-menschliche Intelligenz“, die dem Menschen helfen könnte, seine dringlichen Umweltprobleme zu lösen, so Sheldrake.

Pilze kommen in der Tat in immer mehr Branchen zum Einsatz. Ingenieure haben das Mycel, ein komplexes Geflecht aus langlebigen Fasern, das die Pilze stĂĽtzt, in ein bioregeneratives Material umgewandelt, das zu Mauersteinen verarbeitet werden kann.

MycoWorks, ein Mycel-Start-up aus San Francisco, hat herausgefunden, dass seine patentierten Ziegelsteine aus Pilzen stabil und dennoch flexibel, widerstandsfähig und witterungsbeständig sind und somit wie ein Zementblock geformt werden können. Ziegelsteine auf Mycelbasis sind kompostierbar und weisen im direkten Vergleich zu Beton eine höhere Steifigkeit auf.

 

Schon gewusst?
Die CO2-Speicherung in Meereshabitaten an der KĂĽste (wie Mangroven, Seegras und Seetang) ist etwa
50x
als in den Tropenwäldern
Quelle: The Management of Natural Coastal Carbon Sinks, IUCN, 2009

Das neue Gold ist braun

Dr. Gnanli Landrou, MitbegrĂĽnder des Schweizer Unternehmens Oxara, nutzte das Forum, um die von seinem Start-up entwickelte zementfreie Beimischungstechnologie vorzustellen. Das patentierte Verfahren von Oxara mischt lehmhaltigen Aushub mit einem mineralischen Additiv, das nach 24 Stunden aushärtet und fĂĽr den Einsatz in Böden und nichttragenden Wänden geeignet ist.

Der Erdbeton von Oxara bietet alle Verarbeitungsvorteile von herkömmlichem Beton, emittiert aber 20 Mal weniger graues CO2 und ist gĂĽnstiger. Mit diesem Baustoff lässt sich somit bezahlbarer Wohnraum schaffen.

Das könnte ein nicht unerheblicher Aspekt sein.

Daten aus der EU zeigen, dass Bau- und Abrissschutt gemessen an der Masse dort der grösste Abfallstrom ist – 15 Prozent landen direkt auf der Deponie.1

„Es gibt jede Menge Abfall, der recycelt werden kann. Die Unternehmen haben auch ein finanzielles Problem – wer nicht recycelt, muss sich anderweitig um die Entsorgung kümmern“, so Dr. Landrou.

„Was gestern als Abfall galt, ist heute ein Wertstoff. In der Kreislaufwirtschaft gibt es keinen Abfall. Abrissschutt wird in Zukunft hoffentlich zum braunen Gold werden. Wir müssen die Baubranche Gebäude für Gebäude verändern.“

Was gestern als Abfall galt, ist heute ein Wertstoff. In der Kreislaufwirtschaft gibt es keinen Abfall.

Dr. Gnanli Landrou, MitbegrĂĽnder von Oxara

Ditte Lysgaard Vind, eine renommierte Expertin für Kreislaufwirtschaft, verteilte auf dem Forum Muster von Baustoffen aus recycelten Bierfässern und Meerespflanzen. Sie erklärte, dass auch Hanf ein natürliches Material sei, das beim Bau verwendet werden könnte.

„Wir können die Welt von morgen mit dem Abfall von heute gestalten und gleichzeitig eine Welt ohne Abfall gestalten“, erklärte sie dem Forum.

„Je mehr wir uns mit Bioengineering beschäftigen, desto mehr können wir aus der Natur Biomaterialien herstellen, die sich problemlos skalieren lassen.“

Das andere Material, das Lysgaard Vind demonstrierte, war Seegras, eine Pflanzenart, die in FlussmĂĽndungen, Buchten und anderen flachen KĂĽstenbereichen vorkommt.

Seegras, das dreimal mehr Treibhausgase aufnimmt als Bäume, ist ein CO2-negativer Baustoff, der zudem feuerfest, verrottungsbeständig und gut isolierend ist.  Es kann auch â€“ wie von den alten Wikingern praktiziert â€“ zu Platten verarbeitet werden, die auf Dächern verlegt und an Fassaden angebracht werden können.

Alternative Baustoffe sind vielversprechend, aber ihre Kommerzialisierung schreitet in einer Branche, die sich in der Regel dem technologischen Wandel verschliesst, nur langsam voran.

Lysgaard Vind ist jedoch der Ansicht, dass sich die veränderte Geschäftsdynamik zwischen Entwicklern und klimabewussten Investoren als transformativ erweisen könnte.

Entwickler â€“ grosse wie kleine â€“ haben keine andere Wahl, als Nachhaltigkeit zu integrieren, wenn sie nicht wollen, dass ihre Objekte zu einem gestrandeten Gut werden, so Lysgaard Vind weiter.

„Die gebaute Umgebung ist zu einer solchen Anlageklasse geworden, die der Finanzbranche Investmentchancen eröffnet“, sagt sie. „Da Investoren die wichtigsten Entscheidungsträger sind, ist die Forderung nach Nachhaltigkeit und Transparenz gerade ein positiver Treiber.“

The Klosters Forum

Was ist das The Klosters Forum?

The Klosters Forum ist eine gemeinnützige Organisation, die als neutrale Plattform fungiert, um disruptive und inspirierende Kräfte zusammenzubringen, die Lösungen für die dringlichsten globalen Umweltherausforderungen erarbeiten. Ihre Mission ist es, positive Umweltveränderungen zu beschleunigen, indem sie eine wachsende Gemeinschaft von führenden Denkern und Machern aufbaut und pflegt sowie fachübergreifenden Austausch und Zusammenarbeit fördert.

Jedes Jahr organisiert das Forum eine Veranstaltung zu Umweltthemen, an der hochkarätige Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Industrie sowie NGOs, kreative Denker und Nachhaltigkeitsexperten in einer neutralen und diskreten Umgebung teilnehmen. Dieses Jahr fand das jährliche Forum am 28.–30. Juni 2022 zum Thema „The future of the built environment“ statt.

Klicken Sie hier, um mehr zu erfahren.

The Klosters Forum 2022
Copyright © 2022 Julian Tse Photography

Unsere Partnerschaft mit dem The Klosters Forum

Wir freuen uns, gemeinsam mit dem The Klosters Forum den Fokus auf die Auswirkungen von Immobilien auf unsere Umwelt zu lenken und einen Beitrag zur Diskussion ĂĽber dieses wichtige Thema zu leisten. 

Als globale Kapitalgeber haben wir die Möglichkeit, Kapital aus Unternehmen, die ihrer Umweltverantwortung nicht gerecht werden, abzuziehen oder erst gar nicht in solche zu investieren. Unserer Ansicht nach konzentriert sich die heutige Umweltdebatte zu sehr auf den Klimawandel – Investoren müssen neben ihrem CO2-Fussabdruck aber auch die Auswirkungen auf die Biodiversität berücksichtigen. Unsere Investmentteams besitzen weitreichende Erfahrung in diesem Bereich, weil sie eine breite Palette an nachhaltigen und thematisch ausgerichteten Investments managen.

Durch unsere Partnerschaft mit dem The Klosters Forum möchten wir Wissen teilen, indem wir an offenen Gesprächen teilnehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Laurent Ramsey
Laurent Ramsey Managing Partner