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Italienische Politik verunsichert europäische Finanzmärkte

Juni 2018
Marketingdokument

Finanzmärkte im Schlepptau der italienischen Politik

Monatliches Konjunktur- und Finanzmarktbild

 

Pictet Asset Management, Juni 2018.

Der Mai war ein sehr schwieriger Monat für die meisten europäischen Anlagen. Mit Ausnahme der „sicheren“ Staatsanleihen im Norden des Kontinents haben fast alle anderen Obligationen und Aktiensegmente unter den unerwarteten politischen Entwicklungen in Italien und Spanien gelitten. Zu den Verlierern des Monats gehörten auch die Finanzmärkte Mexicos, Brasiliens sowie der Türkei. Der starke US-Dollar sowie ungünstige politische Entwicklungen in diesen Ländern haben sich  negativ auf die Preisbildung ihrer Anlagen  ausgewirkt. Dagegen haben die risikobehafteten Anlagen ausserhalb Europas und der Emerging Markets einen eher guten Monat gehabt, so dass der MSCI World den Monat mit einem leichten Plus abschliessen konnte.

Globale Konjunktur verliert weiter an Momentum

Die globale Konjunktur hat nach einer sehr starken zweiten Jahreshälfte in 2017 in den letzten Monaten klar an Dynamik eingebüsst. Das gilt in einem viel kleineren Ausmass für die US-Konjunktur, welche von der Steuerreform der Administration Auftrieb erhält. Insbesondere ausserhalb der USA sind die Stimmungsindikatoren deutlich zurückgekommen. Das im letzten Jahr öfters erwähnte Argument einer synchron wachsenden globalen Wirtschaft hat damit an Gewicht verloren. Ein wichtiger Dämpfer für die  nachlassende Wachstumsdynamik – wobei an dieser Stelle auch erwähnt werden muss, dass die globale Konjunktur weiterhin über Potential wächst –  scheinen die  aufgetretenen Spannungen zwischen der USA und anderen Ländern bezüglich der zukünftigen Form des internationalen Handels zu sein. Wir beobachten nämlich einen stärkeren Rückgang der Einkaufmanagerindizes in Ländern, welche dem internationalen Handel stark ausgesetzt sind. (Grafik 1). 

Abb. 1: PMI-Veränderungen und aussenwirtschaftliche öffnung
G&S exports & imports average
Pictet Asset Management, Datastream, 25.05.2018
Ebenfalls belastend wirkt die infolge der zunehmend restriktiveren Geldpolitik des Fed erfolgte US-Dollaraufwertung, welche Länder wie Argentinien oder die Türkei zwingen, einen restriktiveren geldpolitischen Kurs zu fahren. Auch die politischen Unsicherheiten Italiens drückt die Stimmung.

Italienische Politik verunsichert europäische Finanzmärkte 

Die für viele überraschend zustande kommende Koalition zwischen der Lega und Cinque Stelle hat die europäischen Finanzmärkte aufgeschreckt. Die Gefahr, dass die neue Regierung die fiskalische Konsolidierung unterbricht und mit den europäischen Partnern den Bruch wagt, hat die Verunsicherung nicht nur bezüglich der Zukunft Italiens, sondern auch der gesamten Euro-Zone erhöht.

 

Abb. 2: Italien wächst stärker als Potential
real gdp
Pictet Asset Management, Datastream, 25.05.2018 

Dabei hat die italienische Konjunktur in den letzten Jahren positiv überrascht. So ist Italien im letzten Jahr mit 1.55% deutlich stärker gewachsen als ihr Potential (Grafik 2).

Allerdings liegt das Wachstumspotential bei rund 0%, was die Schwäche der italienischen Wirtschaft klar darstellt. Die ungünstige demografische Entwicklung des Landes im Zusammenhang mit der jahrzehntelang tiefen Investitionsquote und damit auch tiefer Arbeitsproduktivität erlauben dem Land nicht, nachhaltig stark zu wachsen.     

Dabei ist Italien auf stärkeres Wachstum angewiesen, um die hohen Staatsschulden unter Kontrolle zu bringen.

Wie man aus Grafik 3 entnehmen kann, sind die italienischen Haushalte entgegen der nordeuropäischen Wahrnehmung traditionell  sparsam. Folglich ist der Finanzüberschuss des italienischen privaten Sektors sehr hoch.

Italien, früher ein Land mit recht hohen Leistungsbilanzdefiziten, hat sich in den letzten Jahren zu einem Überschussland entwickelt. Dies nicht dank einer steigenden Auslandsnachfrage nach italienischen Produkten und Dienstleistungen, sondern wegen einer sehr schwachen Binnennachfrage. Der italienische Privatsektor, spart enorm und investiert nicht in die eigene Zukunft.

Um dieses Problem anzugehen, braucht es Angebotsreformen, welche das Vertrauen der Unternehmer und Haushalte Italiens in die eigene Zukunft stärken.
Die neue Regierungskoalition will aber vor allem die Staatsausgaben erhöhen. Ihr Erfolg wird damit beschränkt sein, denn er geht auf Kosten einer Verschlechterung der Staatsfinanzen. 
  
Abb. 3: Italienischer Privatsektor spart enorm
potential
Pictet Asset Management, Datastream, 25.05.2018

Weiterhin vorsichtige Haltung gegenüber den risikobehafteten Anlagen

Letzen Monat haben wir an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich die Perspektiven für die risikobehafteten Anlageklassen getrübt haben. Neben dem restriktiveren Gang der US-Geldpolitik ist sowohl der Preis des US-Dollar und auch der meisten Rohstoffe gestiegen. Das stellt eine Verschärfung der monetären Bedingungen in den USA dar und macht die unmittelbaren Aussichten der risikobehafteten Assets weniger attraktiv. 

Wir haben bereits letzten Monat unsere Aktienpositionen reduziert und sind bei dieser Anlageklasse leicht untergewichtet. Wir halten für die nächste Zeit an dieser Position fest. Innerhalb der Sektoren bevorzugen wir weiterhin spätzyklische Werte wie den Energie- und Minensektor. Schliesslich sind wir  in lokalen chinesischen Anleihen investiert, welche von der Lockerung der Kapitalreserven bei der Kreditvergabe seitens der chinesischen Zentralbank profitieren.