Ein Hauptmerkmal unserer thematischen Aktien-Investments ist der Fokus auf Bereiche der Wirtschaft, die langfristig überdurchschnittliche Wachstumsperspektiven bieten dürften. Die Identifizierung, Analyse und Beobachtung langfristiger Wachstumstreiber, die wir als Megatrends bezeichnen, ist eine komplexe Aufgabe, die ein breites Spektrum an Fähigkeiten erfordert. Nach unserer Ansicht sind diese strukturellen Trends eine entscheidende Quelle für langfristiges Umsatz- und Gewinnwachstum und wirken sich auf die langfristigen Anlagerenditen aus. Daher nutzen wir sie als Grundlage für jedes unserer thematischen Aktienportfolios.
Megatrends sind starke sozioökonomische, ökologische und technologische Kräfte, die die Richtung vorgeben, in die sich unsere Welt entwickelt. Die Virtualisierung der Wirtschaft, das rasante Wachstum der Städte und die Ausschöpfung der natürlichen Ressourcen der Erde sind nur einige Beispiele für strukturelle Trends, die die Art und Weise, wie Länder regiert, Unternehmen geführt und Leben gelebt werden, grundlegend verändern. Daraus ergeben sich Chancen für Unternehmen mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen und Risiken für diejenigen, die vor dem Wandel die Augen verschliessen.
Um ein Megatrend zu sein, muss ein Phänomen das Potenzial haben, über einen Zeithorizont von mindestens einem Jahrzehnt einen nachhaltigen Einfluss auf grosse Teile der Weltwirtschaft auszuüben. Es muss in der Lage sein, langfristig ein überdurchschnittliches Wachstum für wichtige Wirtschaftsbereiche oder eine deutliche Verlagerung von Geschäftschancen von einer Kategorie von Wirtschaftsbereichen zu einer anderen zu bewirken.
Auf der Grundlage unserer über zehnjährigen Zusammenarbeit mit dem Copenhagen Institute for Futures Studies (CIFS), einer Organisation, die für ihre Expertise auf dem Gebiet der Megatrends bekannt ist, haben wir ein Megatrend-Framework entwickelt, das wir auf unsere thematischen Aktienportfolios anwenden. Es besitzt die für Anlagezwecke nötige Detailtiefe und legt den Schwerpunkt explizit auf Megatrends, die als langfristige Wachstumstreiber zu betrachten sind, sowie auf die systematische empirische Beobachtung von Megatrends in den Themenbereichen.
Das Framework besteht aus 21 Megatrends, die in sechs Clustern organisiert sind, wobei einige Megatrends Subtrends beinhalten. Im Anhang sind die einzelnen Megatrends detailliert beschrieben.
Wirtschaftswachstum
Trend zu steigendem (realem) Pro-Kopf-Einkommen, angetrieben durch Produktivitätswachstum. Kann über wachsende Ungleichheiten hinwegtäuschen. Zu den Subtrends, in denen sich die steigenden Einkommen in Teilgruppen der Weltwirtschaft/-bevölkerung widerspiegeln, gehören die Einkommenskonvergenz der Schwellenländer und ein schnelleres Einkommenswachstum für Frauen.
Kommerzialisierung
Trend zur häufigeren Zuschreibung von kommerziellem Wert/Marktwert zu Teilen der Gesellschaft, in denen ein solcher Wert bislang implizit, verborgen oder vorgegeben wurde. Zu den Subtrends gehören Privatisierung, Second-Hand-Märkte und Einpreisung externer Kosten.
Dienstleistungswirtschaft
Der Anteil der globalen Wirtschaftsleistung, der durch Dienstleistungen und nicht durch die Landwirtschaft oder das verarbeitende Gewerbe erbracht wird, folgt einem strukturellen Aufwärtstrend. Dieser Wandel hat Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Wirtschaft. Zu den Subtrends gehören: Finanzialisierung (Erweiterung und Vertiefung des Finanzsektors), Wissensgesellschaft (stärkere Einbettung von Wissensinhalten in wirtschaftliche und soziale Beziehungen, höherer Wert von Informationen und Wissen in der Gesellschaft), Everything as a Service (Verlagerung zu abobasierten Geschäftsmodellen).
Spezialisierung & Komplexität
Wirtschaftswachstum bedeutet nicht einfach Wachstum eines ansonsten starren Wirtschaftssystems. Vielmehr sind damit eine zunehmende Vielfalt an Aktivitäten, Komplexität und Spezialisierung verbunden. Die zunehmende Komplexität erhöht den Bedarf an einer Reihe von Dienstleistungen, die uns bei deren Bewältigung helfen.
Virtualisierung und Dematerialisierung
Trend zur Substitution physischer Objekte und Prozesse durch digitale Prozesse, einschliesslich Bereiche wie Webportale, Apps und Cloud-Dienste.
KI & Rechenleistung
Trend zur Substitution menschlicher Arbeit durch maschinelle Prozesse. Beinhaltet Robotisierung; KI-gestützte Automatisierung wird zur dominierenden Arbeitsform. Die Wirtschaft profitiert von einer verbesserten Leistung und Produktivitätssteigerung. Rasante Veränderungen stellen die Belegschaften jedoch vor Herausforderungen, weil sie sich anpassen bzw. mit neuen Arbeitsmitteln zurechtkommen müssen. Eng verbunden mit diesem Trend ist die Zunahme der Rechenleistung als Wegbereiter. Während das Wachstum der Rechenleistung im traditionellen Paradigma (Mooresches Gesetz1) möglicherweise an Dynamik verliert, dürften kommerzielle Quantum-Computing-Anwendungen in diesem Jahrzehnt zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Stärkere Vernetzung
Trend zu einer zunehmend vernetzten Welt. Beinhaltet die Konnektivität zwischen Menschen, zwischen Menschen und Objekten sowie zwischen Objekten (Internet der Dinge, kurz IoT). Höhere Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und Bandbreite sind Teil des Trends.
Life Sciences und Anwendungen
Die rasanten Fortschritte in der Grundlagenforschung sowie in der Forschung & Entwicklung im Bereich lebender Organismen dürften sich in verschiedenen Bereichen der Biologie fortsetzen, unter anderem in der Biotechnologie, Biochemie, Genomik, Epigenetik, Neurowissenschaft und Mikrobiomforschung.
Neue Grundstoffe
Der Bedarf an Grundstoffen höchstmöglicher Qualität und Leistung bei möglichst niedrigen wirtschaftlichen und ökologischen Kosten führt zu den Durchbrüchen in der Herstellung und Technologie. Fortschritte in der Werkstofftechnologie, einschliesslich der Nanotechnologie, werden zunehmend als mögliche Lösung für die Umwelt- und Gesundheitsproblematik angesehen.
[1] 1965 prognostizierte Gordon Moore, dass sich die Anzahl der Transistoren, die die Industrie in einen Computerchip integrieren kann, jedes Jahr verdoppeln würde. 1975 aktualisierte er seine Prognose auf alle zwei Jahre. Seitdem hat es sich zu einem Leitprinzip für die Industrie entwickelt, leistungsstärkere Halbleiterchips zu sinkenden Kosten zu produzieren.
Zunehmende Ungleichheiten
Die wachsende wirtschaftliche und soziale Ungleichheit hat das Potenzial, das Verhalten der Verbraucher und der Politik zu beeinflussen, führt aber auch zu Wachstumsunterschieden zwischen Marktsegmenten innerhalb der Wirtschaft. Während über die statistischen Methoden zur Messung der Ungleichheit debattiert wird, scheint in der Wahrnehmung der Menschen die Ungleichheit zuzunehmen. Darüber hinaus verschärfen die Auswirkungen von Covid-19 die Ungleichheit kurzfristig und können sie in Zukunft verschlimmern, wenn die Produktivitätssteigerungen infolge der technologischen Beschleunigung nicht gleichmässig verteilt sind, wie das schon öfter der Fall war.
Fokus auf Gesundheit
Trend zur zunehmenden Priorisierung von gesundheitlichen Themen in der Gesellschaft sowohl auf individueller als auch auf öffentlicher Ebene. Beinhaltet einen stärkeren Fokus auf einer gesunden Lebensweise, präventiver Gesundheit, mentaler Gesundheit und Vorrang der öffentlichen Gesundheit (einschliesslich Pandemievorsorge und Biosicherheit).
Individualisierung & Empowerment
Trend zu einem stärkeren Fokus auf den Eigenschaften und Präferenzen des Einzelnen und zu einer stärkeren Befähigung des Individuums in einigen Bereichen, wodurch zahlreiche Facetten des Verbraucherverhaltens geformt werden. Zu den Subtrends gehören: DIY-Gesellschaft, schwindendes Vertrauen in Institutionen/Selbstbestimmung, Individualisierung.
Urbanisierung
Die Vorteile der Agglomeration führen zu Produktivitätsunterschieden zwischen ländlichen und städtischen Gebieten. Auf individueller Ebene sind mehr Beschäftigungschancen, soziale Leistungen und Dienste sowie Netzwerkeffekte starke Treiber der Urbanisierung. Der Trend dürfte sich weltweit bis 2050 fortsetzen. Allerdings scheint sich die Beschaffenheit des Trends zu verändern, zumindest in den Industrieländern, wobei infolge der Covid-19-Pandemie eine Verlagerung von den innerstädtischen Geschäftsvierteln in die Vororte zu beobachten ist.
Generationenwechsel
Generationenbezogene Faktoren betreffen die Grösse der Kohorte, sozioökonomische Bedingungen, technologische Verschiebungen und Kriegszeiten. Diese zugrunde liegenden Faktoren bestimmen, wie die jeweilige Generation mit der globalen Wirtschaft interagiert. Wir unterscheiden zwischen den Subtrends „Alterung“ (allgemeiner Trend zu einem längeren Leben, der durch die Babyboom-Generation verstärkt wird, die jetzt in grosser Zahl in den Ruhestand tritt) und „Hashtag-Generation“ (Millennials/Echo-Boomer und Generation Z, die einen wachsenden Einfluss auf Verbraucher- und Arbeitsmärkte ausüben und eine Verlagerung der Präferenzen und Werte bewirken).
Bevölkerungswachstum & Migration
Infolge einer besseren Gesundheitsversorgung und des Rückgangs der Sterblichkeit hat sich die Weltbevölkerung in den letzten 100 Jahren vervierfacht. Das Bevölkerungswachstum hat uneinheitliche Effekte auf die nationalen Volkswirtschaften und die globale Wirtschaft. Die UN geht davon aus, dass die Weltbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten weiter wachsen wird. Der Wachstumsbeitrag ist jedoch geografisch unterschiedlich: In Europa und grossen Teilen Asiens wird mit einem Bevölkerungsrückgang gerechnet, während der Grossteil des Bevölkerungswachstums in Afrika zu erwarten ist. Diese Entwicklungen werden vermutlich immer grössere internationale Migrationsströme zur Folge haben.
Klimawandel
Das zunehmende Verständnis und Bewusstsein für die Risiken und Auswirkungen des Klimawandels führen zu einer grösseren Handlungsbereitschaft, das Ausmass der Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sowohl in der Politik als auch bei den Entscheidungen des Individuums und der Unternehmen (Begrenzung des Klimawandels). Gleichzeitig werden höhere Temperaturen, der Anstieg des Meeresspiegels und extreme Wetterereignisse immer deutlicher spürbar, was den Fokus auf Resilienz und Anpassung an den Klimawandel verstärkt.
Ressourcenknappheit
Das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum treibt die Nachfrage nach (Agrar)Rohstoffen, Energie und Wasser weiter nach oben. Das führt zu wachsenden Engpässen und Ressourcenstress – und öffnet der Gemeinschaft die Augen für die Ressourcenproblematik. Dadurch wiederum wird die Politik zum Handeln bewegt, das Verhalten der Verbraucher und die Entscheidungen der Unternehmen werden beeinflusst. Der Megatrend „Ressourcenknappheit“ umfasst die gesamte Kette von der Information über das Bewusstsein bis zum Handeln. Eine entscheidende Folge ist der zunehmende Fokus auf Lösungen zur Ressourceneffizienz, die darauf abzielen, den Ressourcenverbrauch vom Wirtschafts- und Geschäftswachstum abzukoppeln.
Umweltqualität
Die ökologischen Auswirkungen der Industrialisierung haben zu einer stärkeren Verschmutzung von Wasser, Luft und Boden geführt. Eine Verschlechterung der Umweltqualität hat negative Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlbefinden und geht auch mit wirtschaftlichen Kosten einher. Dem Thema Umweltschutz und -verbesserung wird in der Politik und in den Unternehmen eine zunehmend höhere Priorität eingeräumt.
Biodiversität & Ökosystemdienstleistungen
Der Verlust der Biodiversität schreitet in drastischem Tempo voran, sodass die Wissenschaftler mittlerweile von einem sechsten Massenaussterben sprechen. Das Bewusstsein für die Kosten des Verlusts der biologischen Vielfalt nimmt in politischen Kreisen, aber auch in der Wirtschaft rapide zu. Die diesem Verlust verbundenen negativen Auswirkungen auf Ökosystemdienstleistungen und Naturkapital sowie die damit einhergehenden wirtschaftlichen Kosten werden zunehmend besser verstanden. Ein politisches Umdenken und ein Wandel im Verhalten als Reaktion darauf werden in den kommenden Jahrzehnten ein starker Treiber für Veränderungen sein.
(De)globalisierung
Trend zu wachsenden Verflechtungen und Abhängigkeiten zwischen den Nationen innerhalb des globalen Wirtschafts- und Sozialsystems. Die Globalisierung umfasst verschiedene Dimensionen, von denen einige einen stärkenden, andere einen schwächenden Effekt haben. Das Handelsgeschehen erreichte im Jahr 2007 seinen Höhepunkt und dürfte sich nun zumindest in einigen Bereichen umkehren. Die Richtung des Trends ist bei Investitionen und Reisen/Migration noch unklar, während er bei Information und Kultur weiter aufwärts gerichtet ist.
Geopolitische Spannungen
Die Rivalität zwischen den grossen geopolitischen Protagonisten der Welt scheint weiter zuzunehmen. Der Aufstieg Chinas zur Supermacht setzt sich sowohl wirtschaftlich als auch geopolitisch fort, während die USA um den Erhalt ihrer Führungsrolle kämpfen und Akteure wie die EU und Russland weiterhin selektiven Einfluss ausüben.
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