Asset-Allocation: Aktien steht eine weitere Rutschpartie bevor
Die Eskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und China hat die Sorgen über die Stärke der Weltwirtschaft und der Unternehmensgewinne intensiviert. Schon vor der neuerlichen handelspolitischen Kampfansage von US-Präsident Donald Trump waren die Aussichten für die globalen Aktienmärkte ungünstig, jetzt aber sind sie noch viel düsterer. Wir behalten daher unsere defensive Asset-Allocation bei: Untergewichtung in Aktien, neutral bei Anleihen und Übergewichtung in Liquidität.
In den letzten Wochen sind die von den USA erhobenen Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Mrd. US-$ von 10% auf 25% gestiegen. Das hat Peking dazu veranlasst, mit Vergeltungszöllen zu reagieren. Washington denkt jetzt über höhere Zölle für Importe im Wert von weiteren 300 Mrd. US-$ nach.
Unsere Analysen zeigen, dass der kumulative Effekt dieser Zollerhöhungen, sollten sie umgesetzt werden, das weltweite BIP-Wachstum in diesem Jahr um rund 0,2–0,3 Prozentpunkte schmälern werden. Diese Schmälerung ist beachtlich und dabei sind noch nicht einmal sekundäre Effekte berücksichtigt, die sich durch die gesamte globale Wertschöpfungskette ziehen können.
Besonders besorgniserregend ist, dass sich dies zu einer Zeit ereignet, wo sich die globale Wirtschaft ohnehin schon dahinschleppt. Unsere Konjunkturzyklusindikatoren zeigen, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im letzten Monat in vielen Teilen der Welt verschlechtert haben, auch in China, wo es im April zu einem abrupten Wirtschaftseinbruch kam. Der geldpolitische Impuls, den die Wirtschaft von den chinesischen Währungshütern erhalten hatte, zeigte in den vergangenen Wochen keine Wirkung mehr und auch die Handelsspannungen verheissen für die kommenden Monate nichts Gutes.
Die Schwellenländer sind daher wirtschaftlich im Allgemeinen viel besser aufgestellt als die Industrieländer. Und China hat immer noch einen grossen fiskal- und geldpolitischen Handlungsspielraum.
China ist eines der wenigen Länder, bei denen unsere Liquiditätsindikatoren positiv sind. Die Kreditsituation im Land verbessert sich und es gibt Hinweise darauf, dass kleine und mittelständische Unternehmen leichter Bankkredite bekommen. In den Industrieländern hingegen sind die Liquiditätsbedingungen für risikoreichere Anlagen nicht besonders günstig, da die Zentralbanken ihre Bilanzen weiter abbauen. Aus dieser Perspektive erscheinen Schwellenländeranlagen attraktiver als Anlagen aus Industrieländern.
Unsere Bewertungsmodelle zeichnen dasselbe Bild. Schwellenländerwährungen sind weiterhin stark unterbewertet – 20% gegenüber dem US-Dollar –, kein Wunder, dass Schwellenländeranleihen in Lokalwährung von allen festverzinslichen Anlageklassen am günstigsten sind.
Unserem Modell zufolge sind globale Aktien allgemein angemessen bewertet, mit einem KGV von etwa 15 und einem Dividendenertrag von 2,9%. Die Gewinnaussichten sind jedoch alles andere als vielversprechend. Das Wachstum der Unternehmensgewinne dürfte sich in den kommenden Monaten abkühlen. Unser Modell deutet auf einen Gewinnanstieg von 3% in diesem Jahr hin, der Konsens ist ursprünglich von 7% ausgegangen. Auch die Gewinnmargen der Unternehmen sind weiter unter Druck.
Die von uns beobachteten markttechnischen Indikatoren zeigen, dass Aktien aller Couleur unter saisonalen Einflüssen zu leiden haben – der Sommer ist bekanntermassen eine sehr volatile Zeit.