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Konjunktur- und Finanzmarktbild - Sonderausgabe

März 2020
Marketingdokument

Coronavirus: Einschätzung der aktuellen Lage und unsere Positionierung

In den letzten Wochen wurden die Börsen durch die Ausbreitung des Coronavirus von China auf die übrige Welt und durch den abrupten Einbruch des Ölpreises (stärkster Rückgang seit dem Golfkrieg 1991) erschüttert. Dieser Absturz ruft unweigerlich schlechte Erinnerungen an frühere Finanzmarktkrisen wach.

Pictet Asset Management, 12. März 2020

Nachfolgend finden Sie eine Einschätzung der gegenwärtigen Lage aus der makroökonomischen Sicht, bereichert mit zusätzlichen Elementen (Liquidität, Bewertungs- und Stimmungsindikatoren), welche bei den anlagepolitischen Entscheidungen von Bedeutung sind.

Makroökonomische Lage

Nachdem wir unser Szenario zunächst auf der letzten Coronavirus-Epidemie in China aufgebaut hatten – das war SARS 2003 – was uns auf eine Konjunkturerholung (in V-Form) im 2. Quartal hoffen liess, erwarten wir nun für die kommenden Monate eine stärkere Wirtschaftsverlangsamung und eine Erholung erst im späteren Jahresverlauf (vorübergehende und nicht dauerhafte Auswirkungen). Damit wird der U-förmigen Konjunkturverlauf zum Basisszenario erklärt. 

  • Die genauen Folgen des Coronavirus für die Weltwirtschaft sind derzeit noch schwer abzuschätzen. Dazu müsste man sich eine bessere Vorstellung von seiner Epidemiekurve (Infektionsspitze) machen können. Seine Auswirkungen sind in unseren Konjunkturzyklusmodellen noch nicht zu erkennen, aber eine bedeutende Wachstumsverlangsamung in diesem und wahrscheinlich auch im nächsten Quartal ist wegen der Produktionsstopps und der Schocks für die Zuliefererkette zu erwarten. Während die Güterproduktion sich im späteren Jahresverlauf wohl wieder erholen wird, dürften die Ausfälle im Dienstleistungssektor, namentlich in Touristik und Reise, schwieriger auszugleichen sein. 
  • Ermutigend ist, dass die Zahl der bestätigten Covid-19-Infektionen in China tendenziell abnimmt und die Zahl der Geheilten die der Neuinfektionen übertrifft. Es lässt sich auch feststellen, dass die Fabriken den Betrieb in den letzten beiden Wochen einigermassen wieder aufgenommen haben, laut unseren Schätzungen zu 77%.
  • An den vorher schon überaus nervösen Märkten kam der 30%-Einbruch des Erdölpreises pro Barrel dazu. Der Ölpreis reagierte auf die Weigerung Russlands, den Aufforderungen der OPEC (Saudi-Arabiens) nachzukommen und seine Förderung zu drosseln. Obwohl mittelfristig der tiefere Erdölpreis einen positiven Effekt haben wird (er erhöht nämlich das verfügbare Einkommen der Haushalte und reduziert die Produktionskosten vieler Unternehmen) haben die Unternehmensanleihenmärkte, die sich zuvor in den letzten Wochen trotz der Sorgen über das Coronavirus gut hielten, negativ reagiert. Nun befürchten die Anleger, dass der jähe Ölpreisverfall die US-Schiefergasförderer schwächt, die mehr als 10% der US-Hochzinsanleiheemittenten ausmachen. Diese hoch verschuldeten Öl- und Gasfirmen geben für die Förderung deutlich mehr als 30 Dollar pro Barrel aus, was Konkurse befürchten lässt. Dies macht eine Antwort der Wirtschaftspolitik mehr als notwendig.  

Liquidität

Wir erwarten von den geldpolitischen und politischen Instanzen zusätzliche Massnahmen zur Unterstützung des Wirtschaftswachstums.

  • Erfreulich wiederum ist, wie Politik und Geldpolitik weltweit reagieren, um zu versuchen, den wirtschaftlichen Schaden zu begrenzen. China ist hier dank der wichtigen Rolle des Staats in der Wirtschaft besonders stark aufgestellt. Der Liquiditätsstrom in China erreicht derzeit insgesamt etwa 18,9% des BIP, was weit unter dem langfristigen Durchschnitt von 31,1% des BIP liegt. Es besteht also viel Spielraum für mehr Ankurbelung. Auch die USA können mehr Liquiditätsspritzen verabreichen. Ausgehend von früheren Lockerungszyklen erkennen wir ein Potenzial von Zinssenkungen der Federal Reserve von bis zu 150 Basispunkten, wenn es die Lage erfordert. Japan und Europa verfügen über einen geringeren geldpolitischen Spielraum. In Grossbritannien hat die BoE entschieden, die Leitzinsen um 50 Basispunkte zu senken und kleine und mittlere Unternehmen durch neue Fazilitäten günstige Finanzierung zu ermöglichen. Es ist davon auszugehen, dass die Europäische Notenbank in den nächsten Stunden ähnliche Schritte vornehmen wird.
  • Die Regierungen haben sich verpflichtet, in den kommenden Monaten haushaltspolitische Ankurbelungsmassnahmen zu verabschieden. Die Haushaltspolitik ist wahrscheinlich das effizienteste Instrument. In den am stärksten betroffenen Ländern rechnen wir nun mit haushaltspolitischen Impulsen. Grossbritannien hat bereits ein Fiskalpaket von 30 Mrd. Pfund bekanntgegeben. 

Bewertung/Stimmung

Nach der Baisse der vergangenen Tage beobachten wir nun eine Art Kapitulationsstimmung der Anleger.

  • Nach den Baissen der letzten Tage nähert sich unser Stimmungsindikator stark überverkauften Niveaus (-3,4 Standardabweichung vs. -4,0 in den vorherigen Krisen).
  • Was die Bewertungen betrifft, so kam die Epidemie zu einer Zeit, in der die Weltaktien etwas teuer schienen. Die US- und Weltindizes erreichten Anfang 2020 neue absolute Höchststände und die darauffolgenden massiven Verkäufe dämpfte den Optimismus. Die aktuellen Bewertungsniveaus sind aber aus unserer Sicht nicht günstig.

Wie sind unsere Portfolios positioniert?

Die Portfolios profitieren davon, dass wir uns defensiv positioniert haben. 

Bei den Aktien verfügen wir über ein Exposure, welches der strategischen Allokation nahekommt, in seiner Zusammensetzung aber eher defensiv ausgerichtet ist (Aktien Schweiz, defensive Sektoren, defensive Themenfonds). Taktisch bevorzugen wir zudem Schwellenländer und China. Die Verantwortlichen in den Schwellenmärkten reagierten auf das Virus, indem sie die Zinsen schneller senkten als jene in den Industrieländern. Auch China könnte aggressivere Massnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft über haushalts- und geldpolitische Anreize treffen.

Bei Anleihen haben wir eine Duration, welche grundsätzlich dem jeweiligen Benchmark entspricht. Das alternative Segment ist ebenfalls über mehrere Ansätze diversifiziert, die von den aktuellen Umständen profitieren dürften.

Unsere anlagepolitischen Überlegungen

Die derzeitige Volatilität der Finanzmärkte hat historische Höchststände erreicht und veranlasst uns, von starken Handlungen in den Portfolios abzusehen.
Damit sich die Finanzmärkte stabilisieren, benötigen wir eine Kombination verschiedener Elemente. Weniger Neuinfektionen, mutige geld- und haushaltspolitische Massnahmen und eine Kapitulation der Anleger in Bezug auf Stimmung und Positionierung. All diese Elemente fehlen derzeit noch an den Märkten.
Wir werden die Lage bei Bedarf neu bewerten und das Portfolio gegebenenfalls taktisch anpassen. 

Massnahmen auf der Ebene der Pictet-Gruppe

Auf Ebene der Pictet-Gruppe trifft sich seit Beginn der Epidemie täglich eine Task Force. Sie hat sämtliche nötigen Massnahmen zum Schutz der Angestellten und zur Gewährleistung der Geschäftskontinuität getroffen und wird dies weiter tun. Diese Arbeitsgruppe hält die Teilhaber täglich auf dem aktuellen Stand. Die Task Force hat während der Coronavirus-Krise auch einige zentrale Präventionsmassnahmen umgesetzt. Dazu zählen die Einschränkungen von Reisen (und eine Quarantäne für Kolleginnen und Kollegen, die aus Risikogebieten zurückkehren), Veranstaltungen und Sitzungen sowie eine striktere Steuerung der externen Zulieferer/Geschäftspartner. Diese Massnahmen werden regelmässig aktualisiert, um die Relevanz möglicher zusätzlicher Schutzmassnahmen zu prüfen, die je nach Vorhersage der Lage oder deren Entwicklung umgesetzt werden können.